Das Fotolexikon
Architekturaufnahmen
Da gibt es einmal die sachliche Architekturfotografie, für die eine verstellbare Fachkamera oder zumindest eine Kamera mit einem Shift-Objektiv benötigt wird. Denn das Bild soll frei von stürzenden Linien aufgenommen werden, ferner wird die Lichtführung dazu benutzt, die Details oder den Stil des Gebäudes hervorzuheben. Stürzende Linien entstehen, wenn die Kamera geneigt wird, etwa, um ein hohes Objekt formatfüllend abzubilden, es scheint auf dem Bild dann nach hinten zu kippen. Vermeiden läßt sich dies, wenn für die Kamera ein erhöhter Standort gesucht wird, an dem sie nicht geneigt werden muß. Oder, indem man durch Verschieben des Objektivs nach oben die perspektivische Verzerrung ausgleicht. Dies gestatten allerdings nur Fachkameras oder Shift- Objektive. Die Schärfentiefe soll über die Blende so eingestellt werden, daß alle Bildelemente scharf abgebildet werden. In der sachlichen Architekturfotografie wird man einen wolkenlosen Himmel bevorzugen, den man mit einem Polfilter abdunkelt. Ist das Aufnahmematerial schwarzweiß, so dient ein Orange- oder Rotfilter zum Abdunkeln des Himmels. Es kommt niedrig empfindlicher Film zum Einsatz, um feinste Details festzuhalten. Die dynamische Architekturfotografie will dagegen jenen Eindruck festhalten, den ein Gebäude beim Betrachter hinterläßt. Spezielle Fotoausrüstungen sind dafür nicht erforderlich. Hier werden Übertreibungen nicht vermieden, sondern vielleicht sogar als Stilmittel gesucht. Das darf soweit gehen, ein Häuschen mit einem Fisheye-Objektiv zum Comicbild zu verzeichnen. Von der räumlichen Wirkung her erhält man ein natürliches Abbild, wenn gewünscht, mit einem Normalobjektiv. Aber gerade an engen Orten ist ein Weitwinkelobjektiv unerläßlich, weil man sich oftmals nicht ausreichend vom Gebäude entfernen kann, um es ganz aufs Bild zu bekommen. Das führt dann zwangsläufig zu stürzenden Linien oder zu einer gewissen Wuchtigkeit als Bildeffekt. Sobald das Gebäude nicht der alleinige Bildinhalt wird, sondern es in seinem Umfeld, auf dem ihn umgebenen Platz oder mit der umliegenden Landschaft fotografiert wird, kann man die Bildaussage zusätzlich durch den "goldenen Schnitt" beeinflussen, indem die Linie des Horizonts etwa beim unteren oder beim oberen Bilddrittel angesiedelt wird.
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