Redensarten Lexikon
Zucker
Einfach Zucker!: hervorragend, ausgezeichnet; vgl. französisch ›C'est du gâteau‹ (wörtlich: Das ist Kuchen), auch im Sinne von: das ist kinderleicht.    Jemandem Zucker in den Arsch blasen: sich bei jemandem einzuschmeicheln suchen, etwa seit 1920 bezeugt, auch im Sinne von jemanden antreiben, vor allem soldatensprachlich
   Zucker klopfen: sich bei jemandem einschmeicheln. In Köln sagt man: ›Dä hät dem Zucker geklopp‹: der hat ihm geschmeichelt; auch in Bedburg sagt man mundartlich für Schmeicheleien, die einen bestimmten Zweck verfolgen: ›Hä hât im Zocker geklopp‹. Ähnlich Zucker im Munde haben: sich einschmeicheln, seine wahre Gesinnung verhüllen.
   Mit solchem Zucker schluckt man solche Pillen: man nimmt Unangenehmes leichter hin, wenn es in netter Form mitgeteilt wird. Diese Tatsache umschreibt auch ein Lied aus dem Musical ›Mary Poppins‹ (1969), in dem es heißt:
   Mit 'nem Teelöffel Zucker
   Nimmt man jede Medizin.
   Soll das Zucker heißen? ist die ironische Frage in bezug auf unangenehme Mitteilungen oder eine Beleidigung. Vergleiche französisch ›Appellez-vous cela du sucre?‹ (veraltet).
   Als grobe Abweisung gilt die euphemistische Aufforderung: Sie können mir den Zucker vom Kuchen lecken, Arsch.
   Seinem Affen Zucker geben Affe.
   Etwas wie Zucker sparen: mit Wertvollem vorsichtig umgehen, vgl. schwäbisch ›Dös muaß ma spara wia Zucker‹.
   Nicht von Zucker sein: Regen nicht scheuen, seit dem Ende des 19. Jahrhunderts bekannt, auch in allgemeinem Sinne: nicht empfindlich sein, viel aushalten können (Küpper).
   Mit Zuckerbrot und Peitsche regieren: je nach Bedarf Milde walten lassen oder unnachgiebige Härte zeigen, Versprechungen machen und Drohungen ankündigen. Diese Devise befolgten bereits die römischen Imperatoren.
   Etwas ist kein Zuckerschlecken: etwas ist nicht leicht, nicht angenehm, sehr anstrengend; vgl. ›Seefahre ös nich Zockerlöcke‹ (W. Lüpkes: Seemannssprüche [1900, Nachdruck Hamburg 1986], S. 18). Honig.

• K. LAUFS: Zucker klopfen, in: Muttersprache 42 (1927), S. 175-176; J. BAXA und G. BRUHNS: Zucker im Leben der Völker. Eine Kultur- und Wirtschaftsgeschichte (Berlin 1967); S.W. MINTZ: Die süße Macht. Kulturgeschichte des Zuckers (Frankfurt/M. – New York 1987); H. OLBRICH (Hrsg.): Zuckermuseum. Katalog (Ber-
lin 1989); Süßhunger. Zur Kulturgeschichte des Süßens. Ausstellungskatalog (Bremen 1990).

Mit Zuckerbrot und Peitsche regieren. Karikatur von Haitzinger, 79. Aus: Badische Zeitung, Nr. 266, vom 16. Nov. 1979.
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