Redensarten Lexikon
Zipperlein
Das Zipperlein haben: an der Gicht leiden, auch allgemein kränkeln, sich irgendwie nicht wohl fühlen.    Im 17. Jahrhundert war das Podagra eine der weitverbreitetsten Krankheiten überhaupt. Daß dies besonders eine Krankheit der Reichen war, wird unter Berufung auf Camillo Scaliger folgendermaßen erklärt: Das Zipperlein, bestehend aus einer großen Zahl erhitzter Geisterlein, habe zunächst die Bauern angefallen, sich dort aber bei harter Arbeit und schlechter Kost nicht wohl gefühlt. Darauf seien die Geisterlein in der Stadt bei einem reichen Mann eingekehrt, dem der Arzt daraufhin »gute Speiß und Tranck, ein sanfftes Bett, alle Bequemlichkeit und Ehrerbietung, daß ihn ein jeder nieder sitzen ließ, wo er hinkam, verordnet«. Das habe dem Zipperlein so gut gefallen, daß es die Bauern verließ und fortan »bei den wollüstigen Reichen blieb« (Aarne-Thompson 282 A*). (Aus: Der Zeitvertreiber, 1685, S. 215).
   ›Gicht‹ ist in der Tat auch heute noch eine verbreitete Wohlstandskrankheit, die vor allem mit übermäßigem Fleischgenuß (Schweinefleisch) in Zusammenhang gebracht wird.

• E. MOSER-RATH: Lustige Gesellschaft (Stuttgart 1984), S. 197.
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