Redensarten Lexikon
Zinshahn
Leibeigene und Hörige hatten alsjährliche Abgabe an ihren Herrn zu bestimmten Zeiten und Gelegenheiten Hühner (›Zinshühner‹) zu entrichten. Wie diese Abgaben aussahen, lehren die redensartlichen Vergleiche: schweizerisch ›alt wie ein Zinshahn‹, sehr alt, oder schwäbisch ›fett wie ein Zinshahn‹, spindeldürr. Um sich zu sichern, gaben die Herren genaue Vorschriften: Alter und Stärke der Hühner wurden im einzelnen bestimmt, damit keine minderwertigen Tiere abgegeben wurden. Bei Hähnen sollte der Kamm rot durchblutet sein. Um dieses zu erreichen, lieferten die Bauern die Hähne bisweilen im Zustand künstlicher Erregung ab. Daher der mundartliche Vergleich Rot wie ein Zinshahn (von ungewöhnlicher Gesichtsröte gesagt); ähnlich obersächsisch ›Da leeft'n der Kopp auf wie e Zinshahn‹; sächsisch ›Er wird gleich wie ein Zinshahn‹, jähzornig, leicht erregbar. Literarisch in Lessings ›Jungem Gelehrten‹ (III, 12): »Du bist erhitzt, erhitzt wie ein Zinshahn«.
• J. GRIMM: Rechtsaltertümer I, S. 251 und 521.
Leibeigene und Hörige hatten alsjährliche Abgabe an ihren Herrn zu bestimmten Zeiten und Gelegenheiten Hühner (›Zinshühner‹) zu entrichten. Wie diese Abgaben aussahen, lehren die redensartlichen Vergleiche: schweizerisch ›alt wie ein Zinshahn‹, sehr alt, oder schwäbisch ›fett wie ein Zinshahn‹, spindeldürr. Um sich zu sichern, gaben die Herren genaue Vorschriften: Alter und Stärke der Hühner wurden im einzelnen bestimmt, damit keine minderwertigen Tiere abgegeben wurden. Bei Hähnen sollte der Kamm rot durchblutet sein. Um dieses zu erreichen, lieferten die Bauern die Hähne bisweilen im Zustand künstlicher Erregung ab. Daher der mundartliche Vergleich Rot wie ein Zinshahn (von ungewöhnlicher Gesichtsröte gesagt); ähnlich obersächsisch ›Da leeft'n der Kopp auf wie e Zinshahn‹; sächsisch ›Er wird gleich wie ein Zinshahn‹, jähzornig, leicht erregbar. Literarisch in Lessings ›Jungem Gelehrten‹ (III, 12): »Du bist erhitzt, erhitzt wie ein Zinshahn«.
• J. GRIMM: Rechtsaltertümer I, S. 251 und 521.