Redensarten Lexikon
Zetermordio
Zetermordio (Zeter und Mordio, Zeter und Mord) schreien: laut, jammernd, gellend um Hilfe schreien. ›Zeter‹ ist vermutlich zusammengezogen aus ›ze aehte her‹, d.h. zur Verfolgung. Wer in Not ›Zeter‹ rief, verpflichtete die Mitbürger zu sofortiger Hilfeleistung. ›Mordio‹ ist ein aus Mord abgeleiteter Notschrei. Im heutigen verblaßten Sinne etwa seit dem 19. Jahrhundert geläufig. Während ›zetermordio‹ im alemannisch-rheinischen Gebiet belegt ist, hat das niederdeutsche ›to jodute‹, das hessische ›heila‹, ›heilalle‹ und das fränkisch-obd. ›wapen‹, ›waffen‹ als Varianten.    Im Rechtsleben des Mittelalters war ›Zetermordio‹ ein förmlicher Ruf des Anklägers zu Beginn einer Gerichtsverhandlung über Mord, Notzucht, Raub oder Diebstahl. Im ›Sachsenspiegel‹ wird dies beschrieben (2, 64): »so fure en vor den richter und schry obir den Schuldigen zcether obir mynen morder und ober des landes morder, ader wy der bruch geschen ist«. Vergleiche französisch ›crier comme un chat qu'on écorche‹ (wörtlich: wie eine geschundene Katze schreien).

• J. STOSCH: Nachträge und Berichtigungen: Notschreie, in: Zeitschrift für deutsche Wortforschung 3 (1902), S. 361; L.L. HAMMERICH: Hochdeutsch ›Zeter‹ niederdeutsch ›Jodute‹, in: Zeitschrift für deutsche Philologie 56 (1931), S. 274-281; KLUGE; KÜPPER; N. TÖRNQUIST: in: Studia neophil. 11 (1938), S. 318ff.
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