Redensarten Lexikon
Zeh
Einem auf die Zehen treten: ihn beleidigen; vergröbernd veranschaulichende Parallelbildung zu hochdeutsch ›Jemandem zu nahe treten‹. Im Barock hatte sich die bildliche Bedeutung der Redensart noch nicht voll ausgeprägt; so heißt es in Lohensteins ›Arminius‹ (2, 251b): »Der Tod tritt keinem beherzten Mann auf die Zehen«, ein Mann empfindet den Tod nicht als unangenehm. Vergleiche französisch ›monter sur les pieds de quelqu'un‹ (wörtlich: einem auf die Füße treten), im Sinne von: einem auf dem Kopf herumtrampeln. Jemanden drückt der Zeh: er wird von einer Sorge gedrängt. Er hat Schmerzen in der kleinen (großen) Zehe (niederdeutsch ›Liefweh in'n groten Tehn‹) sagt man von einem bloß eingebildeten Kranken. Ähnlich: Man darf ihn nicht an die kleine Zehe stoßen: er ist überempfindlich. Es im kleinen Zeh spüren: es ahnen; hergenommen vom Auftreten rheumatischer Schmerzen bei Witterungswechsel, auch von Frost in den Zehen; 20. Jahrhundert    Jemand geht über die große Zehe, d.h. mit einwärts gekehrten Fußspitzen; er ist betrunken; schleswig-holsteinisch ›He löppt öwer'n Tehn‹, vgl. Onkel. Schwäbisch zur Bezeichnung einer gesuchten Lüge: ›Der holts vom großen Zehen herauf‹; westfälisch ›up elw Teiwen gahn‹, eitel, geckenhaft sein.
   Aus der Fülle der mundartlichen Redensarten seien noch genannt: schleswig-holsteinisch ›Pedd di man ni op'n Tehn‹, mach keine Dummheiten; schwäbisch ›Dem ist's Herz in große Zeh gfalle‹, er hat den Mut verloren; ›O weh, mei Zeh!‹, weit gefehlt.
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