Redensarten Lexikon
Zaun
Etwas vom Zaune brechen: verdeutlichend hieß es früher öfters: ›vom alten Zaun brechen‹ und hatte dann den Sinn: ohne Umstände beschaffen. Goethe: »Bräch ich mir nicht gar manche Lust vom Zaun« (Weimarer Ausgabe V, 60). Heutzutage wird die Redensart, mit Betonung des Mutwilligen und einengend, meist im Zusammenhang mit Streit u.ä. gebraucht. ›Einen Streit (Krieg) vom Zaune brechen‹, ihn mutwillig, leichtsinnig herbeiführen; eigentlich: so unvermittelt damit beginnen, wie man die erste beste Rute, den ersten besten Stock vom Zaun an der Straße abbricht. Gemeint ist also, daß man sich aus dem nächst erreichbaren Gegenstand eine Waffe macht. Schon um 1500 bei dem Prediger Geiler von Kaysersberg bezeugt: »Sie brechen etwan ein Ursach ab eim Zaun«; 1534 schreibt Sebastian Franck im ›Weltbuch‹ vom Rittertum: »Vil brechen etwan eine vähe (Fehde) ab einem zaun«. 1639 heißt es bei Lehmann S. 863 (›Vrsach‹ 3): »Man bricht offt ein Vrsach vom Zaun oder biegt sie herbey«; ebd. S. 864 (›Vrsach‹ 24): »Wenn man einem wil schaden thun, so find man vrsachen auff Hecken vnd Zäunen«; in der ›Zimmerischen Chronik‹ (Bd. II, S. 498): »dann sie (große Herren) imer drachten, ursach ab aim zaun zu reißen«. Für das Wesentliche des Begriffs ist auch die folgende Stelle in Oldecops ›Hildesheimer Chronik‹ (S. 181) lehrreich: »Meine gi (Meint ihr), dat de ingelechte (gefangengesetzten) borgere von dem tune gebroken sein oder mit der kipen int lant gedragen?« Bismarck gebrauchte die Wendung (›Reden‹ Bd. VI, S. 22): »Konfessionelle Streitigkeiten vom Zaune brechen«.
Einem über den Zaun helfen: ihm über Schwierigkeiten forthelfen; göttingisch: ›Du bist erk noch nich awere Tune nower‹, über alle Schwierigkeiten hinweg; ostpreußisch ›He is bi de Har övers de Tun kamen‹, mit knapper Not.
Wir werden den Zaun schon pinseln: wir werden diese Sache schon erledigen, in Ordnung bringen. Diese erst dem 20. Jahrhundert angehörige Redensart gilt als beruhigende Äußerung.
Einen durch einen Zaun nicht ansehen: ihn geringschätzen.
Über den Zaun schauen: seinen Gesichtskreis erweitern, sich auch bei den Nachbarn umsehen.
Den Zaun wegen des Gartens lieben (mögen, auch gießen): jemandem nur aus geheimen Nebenabsichten schöntun, z.B. der Mutter um der Tochter willen; vor allem mundartlich verbreitet. Auch andere Redensarten haben nur in den Mundarten ihre Geltung, z.B. sächsisch ›Er hat auch hinterm Zaun gesteckt‹, er ist schlau; westfälisch ›döer de Tuine grasen‹, stehlen;
schwäbisch ›'s bricht ällemal wieder e Loch in Zaun‹, es ergibt sich immer wieder eine Gelegenheit; sächsisch ›ein Zaunbillet (gelöst) haben‹, eine Darbietung ohne Entgelt miterleben; vgl. auch ›Zaungäste haben‹, unerwartete Zuschauer haben.
Hinter dem Zaune aufgelesen worden sein: wird ähnlich wie ›Auf der Straße gefunden‹ als verächtliche Bezeichnung niedriger Herkunft, unehelicher Abstammung gebraucht.
• L. WEISER-AALL: Artikel ›Zaun‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens IX, Nachtrag, Spalte 991-1003.
Etwas vom Zaune brechen: verdeutlichend hieß es früher öfters: ›vom alten Zaun brechen‹ und hatte dann den Sinn: ohne Umstände beschaffen. Goethe: »Bräch ich mir nicht gar manche Lust vom Zaun« (Weimarer Ausgabe V, 60). Heutzutage wird die Redensart, mit Betonung des Mutwilligen und einengend, meist im Zusammenhang mit Streit u.ä. gebraucht. ›Einen Streit (Krieg) vom Zaune brechen‹, ihn mutwillig, leichtsinnig herbeiführen; eigentlich: so unvermittelt damit beginnen, wie man die erste beste Rute, den ersten besten Stock vom Zaun an der Straße abbricht. Gemeint ist also, daß man sich aus dem nächst erreichbaren Gegenstand eine Waffe macht. Schon um 1500 bei dem Prediger Geiler von Kaysersberg bezeugt: »Sie brechen etwan ein Ursach ab eim Zaun«; 1534 schreibt Sebastian Franck im ›Weltbuch‹ vom Rittertum: »Vil brechen etwan eine vähe (Fehde) ab einem zaun«. 1639 heißt es bei Lehmann S. 863 (›Vrsach‹ 3): »Man bricht offt ein Vrsach vom Zaun oder biegt sie herbey«; ebd. S. 864 (›Vrsach‹ 24): »Wenn man einem wil schaden thun, so find man vrsachen auff Hecken vnd Zäunen«; in der ›Zimmerischen Chronik‹ (Bd. II, S. 498): »dann sie (große Herren) imer drachten, ursach ab aim zaun zu reißen«. Für das Wesentliche des Begriffs ist auch die folgende Stelle in Oldecops ›Hildesheimer Chronik‹ (S. 181) lehrreich: »Meine gi (Meint ihr), dat de ingelechte (gefangengesetzten) borgere von dem tune gebroken sein oder mit der kipen int lant gedragen?« Bismarck gebrauchte die Wendung (›Reden‹ Bd. VI, S. 22): »Konfessionelle Streitigkeiten vom Zaune brechen«.
Einem über den Zaun helfen: ihm über Schwierigkeiten forthelfen; göttingisch: ›Du bist erk noch nich awere Tune nower‹, über alle Schwierigkeiten hinweg; ostpreußisch ›He is bi de Har övers de Tun kamen‹, mit knapper Not.
Wir werden den Zaun schon pinseln: wir werden diese Sache schon erledigen, in Ordnung bringen. Diese erst dem 20. Jahrhundert angehörige Redensart gilt als beruhigende Äußerung.
Einen durch einen Zaun nicht ansehen: ihn geringschätzen.
Über den Zaun schauen: seinen Gesichtskreis erweitern, sich auch bei den Nachbarn umsehen.
Den Zaun wegen des Gartens lieben (mögen, auch gießen): jemandem nur aus geheimen Nebenabsichten schöntun, z.B. der Mutter um der Tochter willen; vor allem mundartlich verbreitet. Auch andere Redensarten haben nur in den Mundarten ihre Geltung, z.B. sächsisch ›Er hat auch hinterm Zaun gesteckt‹, er ist schlau; westfälisch ›döer de Tuine grasen‹, stehlen;
schwäbisch ›'s bricht ällemal wieder e Loch in Zaun‹, es ergibt sich immer wieder eine Gelegenheit; sächsisch ›ein Zaunbillet (gelöst) haben‹, eine Darbietung ohne Entgelt miterleben; vgl. auch ›Zaungäste haben‹, unerwartete Zuschauer haben.
Hinter dem Zaune aufgelesen worden sein: wird ähnlich wie ›Auf der Straße gefunden‹ als verächtliche Bezeichnung niedriger Herkunft, unehelicher Abstammung gebraucht.
• L. WEISER-AALL: Artikel ›Zaun‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens IX, Nachtrag, Spalte 991-1003.