Redensarten Lexikon
Zaum
Einen im Zaum halten: ihn bändigen, in Schranken halten; vgl. französisch ›tenir la bride à quelqu'un‹; häufig der Stabreim: Die Zunge im Zaume halten, beides seit dem 16. Jahrhundert oft belegt; von der Lenkung des Pferdes hergeleitet (vgl. Zügel). Verwandt sind Redensarten wie Einem in den Zaum greifen (fallen): ihn zurückhalten, hemmen; Den Zaum zu lang lassen: zu nachgiebig sein. So heißt es in dem Fastnachtsspiel ›Der böß Rauch‹ von Hans Sachs (V. 23f.):
Wenn du hast deim weyb aller maßen
Erstlich den zaumb zu lang gelassen;
oder bei Johann Fischart (›Lob der Lauten‹, herausgegeben von A. Hauffen, S. 368): »Dass sie der bgird den zaum nicht häng«. Vergleiche französisch ›lâcher la bride à quelqu'un‹.
Etwas tun auf eigenen Zaum: auf eigene Kosten arbeiten; die Redensart, die in neuerer Zeit bei Theodor Körner belegt ist, kommt aus dem Mittelalter. Zog dort ein Ritter ›auf selbs zawm‹ (Meisterlin: Chronik deutscher Städte 3, 44) los, so hieß das, daß er sich und sein Pferd selbst verpflegte.
Wissen, wo die Zäume hängen: wissen, wie man eine Sache angreift; sich auf seinen Nutzen verstehen;
seit dem 18. Jahrhundert belegt, auch mehrfach bei Goethe, z.B. »Ob ich gleich selbst wissen muß, wo in meinem Stall die Zäume hängen« (Weimarer Ausgabe, 4. Abt., Bd. XX, S. 91). Goethe an Zelter am 19. Mai 1812: »Und die lieben Wiener, die gar nicht wissen, wo die Zäume hängen, setzen einen Preis von hundert Ducaten auf die beste Oper, die irgend Jemand in Deutschland hervorbringen soll«. H.v. Kleist (›Der zerbrochene Krug‹): »Die Jungfer weiß, wo unsere Zäume hängen. Wenn sie den Eid hier vor Gericht will schwören, so fällt der Mutter Klage weg«.
Mundartlich ist die Redensart bis zur Gegenwart geläufig, z.B. obersächsisch ›Der war net äsu dumm un woßt, wu de Zaam hinge‹.
Das Pferd am Schwanz aufzäumen: eine Sache verkehrt anfangen, ⇨ Pferd.
• O. GLÖDE: Noch einmal: Auf eignen(m) Zaum, in: Zeitschrift für den deutschen Unterricht 6 (1892), S. 207-208.
Einen im Zaum halten: ihn bändigen, in Schranken halten; vgl. französisch ›tenir la bride à quelqu'un‹; häufig der Stabreim: Die Zunge im Zaume halten, beides seit dem 16. Jahrhundert oft belegt; von der Lenkung des Pferdes hergeleitet (vgl. Zügel). Verwandt sind Redensarten wie Einem in den Zaum greifen (fallen): ihn zurückhalten, hemmen; Den Zaum zu lang lassen: zu nachgiebig sein. So heißt es in dem Fastnachtsspiel ›Der böß Rauch‹ von Hans Sachs (V. 23f.):
Wenn du hast deim weyb aller maßen
Erstlich den zaumb zu lang gelassen;
oder bei Johann Fischart (›Lob der Lauten‹, herausgegeben von A. Hauffen, S. 368): »Dass sie der bgird den zaum nicht häng«. Vergleiche französisch ›lâcher la bride à quelqu'un‹.
Etwas tun auf eigenen Zaum: auf eigene Kosten arbeiten; die Redensart, die in neuerer Zeit bei Theodor Körner belegt ist, kommt aus dem Mittelalter. Zog dort ein Ritter ›auf selbs zawm‹ (Meisterlin: Chronik deutscher Städte 3, 44) los, so hieß das, daß er sich und sein Pferd selbst verpflegte.
Wissen, wo die Zäume hängen: wissen, wie man eine Sache angreift; sich auf seinen Nutzen verstehen;
seit dem 18. Jahrhundert belegt, auch mehrfach bei Goethe, z.B. »Ob ich gleich selbst wissen muß, wo in meinem Stall die Zäume hängen« (Weimarer Ausgabe, 4. Abt., Bd. XX, S. 91). Goethe an Zelter am 19. Mai 1812: »Und die lieben Wiener, die gar nicht wissen, wo die Zäume hängen, setzen einen Preis von hundert Ducaten auf die beste Oper, die irgend Jemand in Deutschland hervorbringen soll«. H.v. Kleist (›Der zerbrochene Krug‹): »Die Jungfer weiß, wo unsere Zäume hängen. Wenn sie den Eid hier vor Gericht will schwören, so fällt der Mutter Klage weg«.
Mundartlich ist die Redensart bis zur Gegenwart geläufig, z.B. obersächsisch ›Der war net äsu dumm un woßt, wu de Zaam hinge‹.
Das Pferd am Schwanz aufzäumen: eine Sache verkehrt anfangen, ⇨ Pferd.
• O. GLÖDE: Noch einmal: Auf eignen(m) Zaum, in: Zeitschrift für den deutschen Unterricht 6 (1892), S. 207-208.