Redensarten Lexikon
Wurf
Wendungen mit Wurf sind bis auf wenige Ausnahmen nur noch in den Mundarten zu finden. Einem in den Wurf kommen: ihm unversehens begegnen, in den Weg laufen, ihm gerade recht kommen, seit dem 16. Jahrhundert nachweisbar; eigentlich: dem, der es auf einen abgesehen hat, der gleichsam mit dem Speer oder dem Stein in der Hand schon zum Wurf lauernd ausgeholt hat, als Beute in die Schußlinie laufen, in die Quere kommen; z.B. 1771 in Christian Felix Weißes ›Komischen Opern‹ (Bd. III, S. 7): »Und wer weiß, hätt' ihm der König nicht hier in Wurf kommen können«. Dementsprechend: In den Wurf laufen: ins Schußfeld kommen, in die Quere kommen.
Eine Verdeutlichung wird durch die Wendung entgegengesetzten Sinnes erreicht: Aus dem Wurf gehen: ausweichen (vgl. ›Aus dem Schußfeld gehen‹). »Im entweych Ettun auss dem wurff ynd der Stab sprang an die gezelt stang« (Hertzog Aymont [1535] r4a).
Die artikellose Fügung ›In Wurf kommen‹ hat im Sprachgebrauch des 16. und 17. Jahrhunderts das Übergewicht und tritt noch in den Quellen des 18. Jahrhunderts vielfach auf. Im 19. Jahrhundert ist sie bis auf wenige Restfälle aus der Schriftsprache gewichen, lebt aber in den Mundarten fort. Schwäbisch ›Wenn mir der in (de) Wurf kommt, na–!‹, wenn ich den geschickt erwische. Niederdeutsch »Ok teiken un malen ded hei in olle Wis' allens, wat em in den Worp kam« (Fr. Reuter, P. Warncke, 3. Auflage 1910).
Es im Wurfe haben: geschickt sein. ›Es im Worff habe‹, vom Glück begünstigt sein (Tobler, Appenzell [1837], 451). Adelung (IV, 1627) bucht: Jemanden in den Wurf bekommen: ihn irgendwo antreffen. Meist mundartlich auf den schwäbisch-alemannischen Raum beschränkt sind die Wendungen ›Im Wurfe sein‹, ›Im Wurf liegen‹, vorgeschlagen sein (als Kandidat für ein Amt), geplant sein, und ›In Wurf bringen‹, vorschlagen. Zschokke schreibt 1824 (Ausgew. Schriften 2, 75): »Anfangs war nichts Geringeres im Wurfe, als gänzliche Abschaffung der neuen Staatsverfassung«. Gottfr. Keller (1889, Gesammelte Werke 7, 92): »Ich hörte zu, wie sie die Regine bereden wollten, auf dem im Wurfe liegenden Wohlthätigkeitsbazar eine Verkaufsstelle zu übernehmen«. ›Einen Wurf tun‹, einen Anschlag versuchen, ausführen, mit der Grundvorstellung des Wurfes auf ein Ziel, das getroffen werden muß, ist bei Luther (Weimarer Ausgabe 9, 376) bezeugt, heute aber ungebräuchlich.
Einen großen (guten) Wurf machen: Glück haben, mit leichter Mühe zu großem Gewinn kommen. Die Redensart stammt vom Würfel- oder Kegelspiel, ⇨ Würfel. Auch das bekannte Zitat aus Schillers Lied ›An die Freude‹ von 1785 (»Wem der große Wurf gelungen, eines Freundes Freund zu sein«) hat zur Beliebtheit des Bildes beigetragen. Dementsprechend auch: Alles auf einen Wurf setzen: Alles auf eine Karte setzen. M. Herbert schreibt 1922 (›Liebesirrtum‹ 19): »Alles Glück des Lebens auf einen Wurf zu setzen«.
Um den ersten Wurf spielen (werfen): den Anstoß erteilen, der die Entscheidung einleitet; eigentlich: darum spielen, wer das Spiel beginnen soll. In erweiterter Bedeutung vom Mittelhochdeutschen bis zur Reformationszeit gebräuchlich. Mundartlich treten auf: ›De worff habe‹, den Vorteil haben, und: ›de worff os de henda loh‹, das Glück aus den Händen lassen (Tobler, Appenzell 451).
Zwei Würfe mit einem Stein tun (wollen): mehr erreichen (wollen), als eigentlich zu erwarten ist, mehrere Ziele verfolgen; vgl. ›Zwei Fliegen mit einer Klappe‹. Diese Wendung gebrauchte auch Lessing (Sämtl. Schriften, hg. von K. Lachmann und F. Muncker, II, 80): »Es war mir sehr lieb, auf diese Art, wie man sagt, zwey Würfe mit einem Steine zu thun«. Vergleiche französisch ›faire d'une pierre deux coups‹.
Eine Verdeutlichung wird durch die Wendung entgegengesetzten Sinnes erreicht: Aus dem Wurf gehen: ausweichen (vgl. ›Aus dem Schußfeld gehen‹). »Im entweych Ettun auss dem wurff ynd der Stab sprang an die gezelt stang« (Hertzog Aymont [1535] r4a).
Die artikellose Fügung ›In Wurf kommen‹ hat im Sprachgebrauch des 16. und 17. Jahrhunderts das Übergewicht und tritt noch in den Quellen des 18. Jahrhunderts vielfach auf. Im 19. Jahrhundert ist sie bis auf wenige Restfälle aus der Schriftsprache gewichen, lebt aber in den Mundarten fort. Schwäbisch ›Wenn mir der in (de) Wurf kommt, na–!‹, wenn ich den geschickt erwische. Niederdeutsch »Ok teiken un malen ded hei in olle Wis' allens, wat em in den Worp kam« (Fr. Reuter, P. Warncke, 3. Auflage 1910).
Es im Wurfe haben: geschickt sein. ›Es im Worff habe‹, vom Glück begünstigt sein (Tobler, Appenzell [1837], 451). Adelung (IV, 1627) bucht: Jemanden in den Wurf bekommen: ihn irgendwo antreffen. Meist mundartlich auf den schwäbisch-alemannischen Raum beschränkt sind die Wendungen ›Im Wurfe sein‹, ›Im Wurf liegen‹, vorgeschlagen sein (als Kandidat für ein Amt), geplant sein, und ›In Wurf bringen‹, vorschlagen. Zschokke schreibt 1824 (Ausgew. Schriften 2, 75): »Anfangs war nichts Geringeres im Wurfe, als gänzliche Abschaffung der neuen Staatsverfassung«. Gottfr. Keller (1889, Gesammelte Werke 7, 92): »Ich hörte zu, wie sie die Regine bereden wollten, auf dem im Wurfe liegenden Wohlthätigkeitsbazar eine Verkaufsstelle zu übernehmen«. ›Einen Wurf tun‹, einen Anschlag versuchen, ausführen, mit der Grundvorstellung des Wurfes auf ein Ziel, das getroffen werden muß, ist bei Luther (Weimarer Ausgabe 9, 376) bezeugt, heute aber ungebräuchlich.
Einen großen (guten) Wurf machen: Glück haben, mit leichter Mühe zu großem Gewinn kommen. Die Redensart stammt vom Würfel- oder Kegelspiel, ⇨ Würfel. Auch das bekannte Zitat aus Schillers Lied ›An die Freude‹ von 1785 (»Wem der große Wurf gelungen, eines Freundes Freund zu sein«) hat zur Beliebtheit des Bildes beigetragen. Dementsprechend auch: Alles auf einen Wurf setzen: Alles auf eine Karte setzen. M. Herbert schreibt 1922 (›Liebesirrtum‹ 19): »Alles Glück des Lebens auf einen Wurf zu setzen«.
Um den ersten Wurf spielen (werfen): den Anstoß erteilen, der die Entscheidung einleitet; eigentlich: darum spielen, wer das Spiel beginnen soll. In erweiterter Bedeutung vom Mittelhochdeutschen bis zur Reformationszeit gebräuchlich. Mundartlich treten auf: ›De worff habe‹, den Vorteil haben, und: ›de worff os de henda loh‹, das Glück aus den Händen lassen (Tobler, Appenzell 451).
Zwei Würfe mit einem Stein tun (wollen): mehr erreichen (wollen), als eigentlich zu erwarten ist, mehrere Ziele verfolgen; vgl. ›Zwei Fliegen mit einer Klappe‹. Diese Wendung gebrauchte auch Lessing (Sämtl. Schriften, hg. von K. Lachmann und F. Muncker, II, 80): »Es war mir sehr lieb, auf diese Art, wie man sagt, zwey Würfe mit einem Steine zu thun«. Vergleiche französisch ›faire d'une pierre deux coups‹.