Redensarten Lexikon
Wildfang
Ein Wildfang sein: ein ungebärdiges Kind, ein ausgelassener junger Mensch sein, der seine Freiheit liebt und sich nur schwer den Regeln fügt. Vergleiche niederländisch ›Het is een wildvang‹.    In dem seit spätmittelhochdeutscher Zeit bezeugten Ausdruck ›wiltvanc‹ mischen sich zwei Bedeutungen: das Jagdrecht, der Wildbann und die Sachbezeichnung für lebendig gefangene Tiere. Seit der Steinzeit ist der Wildfang die nachweisbare Jagdmethode, Großwild in Gruben zu fangen oder an Steilhängen zum Absturz zu zwingen. Der Wildfang, der in der Redensart übertragene Bedeutung erhielt, war ursprünglich der im ausgewachsenen Zustand gefangene Falke, der sein Element, die Luft, bereits kennengelernt hatte. Er wurde zwar gezähmt, doch erhielt er für kurze Zeit die Freiheit wieder, wenn er zum Jagen benutzt wurde.
   In mittelhochdeutscher Zeit gewann das Bild des Falken symbolische Bedeutung und diente in der Literatur und im Volkslied zur Umschreibung des in die Ferne strebenden Mannes, der sich nicht halten ließ. Vermutlich sind hier die Wurzeln für die Übertragung des Wortes Wildfang in den menschlichen Bereich zu suchen.
• H. SCHULZ in: Zeitschrift für deutsche Wortforschung Nr. 11 (1909), S. 241ff.; W. LEHNEMANN: Standessprache und Gemeinschaftssprache, in: Deutschunterricht 15 (Febr. 1963) H. 1, S. 51ff.; L. RÖHRICH u. G. MEINEL: Redensarten aus dem Bereich der Jagd und der Vogelstellerei, S. 322f.
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