Redensarten Lexikon
Wichs
Sich in Wichs werfen (schmeißen, setzen etc.): sich fein anziehen, die Gesellschaftskleidung anlegen, In Wichs sein: gut, gesellschaftsfähig gekleidet sein.    Die Redensart stammt aus der Studentensprache (seit dem Ende des 18. Jahrhunderts), ist aber dann auch in außerstudentischen Kreisen teilweise gebräuchlich geworden. »En Wix heißt bey den Studenten so viel als en Galla, sehr geputzt« (Kindleben, Studenten-Lexicon, S. 217). Mittelhochdeutsch ›wihsen‹ bedeutet eigentlich: mit Wachs bestreichen, d.h. glänzend machen. Zunächst bezog sich der Ausdruck Wichs auf die glänzend gewichsten Stulpenstiefel, »den grössten Teil des Studenten-Staates« (1795). Dagegen führt Campe 1807 im ›Wörterbuch der deutschen Sprache‹ (Bd. I, S. 275) ›aufwichsen‹ in der Bedeutung ›herausputzen‹ auf das Aufwichsen des Schnurrbartes durch heißes Wachs zurück.
   Wichs für Festgewand, bester Anzug ist in Mundarten und Umgangssprache weit verbreitet und hat auch Eingang in die Literatur gefunden: »Kommen Sie, wenn Sie in Wichs sind, man. wartet. auf uns, wir sind gemeldet« (Wilh. Raabe, Hungerpastor –[1864]).
   Es ist alles eine Wichse: es ist alles dasselbe. Das ist Wichse, die auf alle Schuhe paßt heißt es von Leuten, die sich für alle Zwecke verwenden lassen.
   Die Vorstellung vom kräftigen, schnellen, wiederholten Reiben und Streichen beim Stiefel blank machen hat zur Umdeutung von Wichse = Prügel geführt. Dazu gehört auch ›Verwichsen‹ (oder: Durchwichsen), verprügeln. Jer. Gotthelf schreibt 1855: »Ob nun ein Schaden oder keiner entstanden, so erhielt ich Wix von der Frau« (Ges. Schr. I, 70).
   Geld verwichsen: Geld durchbringen, vorzeitig oder unsinnig ausgeben; etwas vergeuden (eigentlich für bloße Kleiderpracht ausgeben); auch mundartlich seit dem 19. Jahrhundert verbreitet.
   In der sexuellen Umgangssprache ist ›Wichsen‹ = masturbieren.

• C.W. KINDLEBEN: Studenten-Lexicon (Halle 1780), S. 217.
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