Redensarten Lexikon
Wetter
Um gut (schönes) Wetter bitten (anhalten, flehen): um Nachsicht, Verzeihung, Milde bitten. Christian Weise (1642-1708) gebraucht die Wendung ›um schön Wetter bitten‹: »Das ist meine Meinung nicht, daß ich's bei den Leuten auf einmal verschütten will, ich werde wieder um schön Wetter bitten«. Wetter meint im übertragenen Sinn die Stimmung des Menschen. Deshalb spricht man kurz auch von ›Schlecht Wetter‹ und ›Gut Wetter‹, zorniger und friedlicher Stimmung (schon im 17. Jahrhundert literarisch bei Grimmelshausen).    Wie ein Wetter sein: sehr veränderlich, unstet sein. Ähnlich: Das Wetter vorbeigehen lassen: sich abwartend verhalten; ebenso: Auf gut (besseres) Wetter warten. »Die erste Lieferung der neuen Ausgabe meiner Werke ist schon abgedruckt, Cotta secretiert sie aber und wartet mit der Subscriptionsanzeige auf besseres Wetter« (Goethe im Briefwechsel mit Zelter II, 202). Vergleiche französisch ›attendre des temps meilleurs‹.
   Gut Wetter machen: geneigte Stimmung hervorrufen; daneben aber auch umgangssprachlich und dem Volksglauben entsprechend: alles aufessen, was vorgesetzt wird. Dieser Volksglaube beruht auf einem sprachlichen Mißverständnis. Im Niederdeutschen wurde gesagt, wenn alles aufgegessen würde, gäbe es am nächsten Tag wieder etwas Gutes: ›Goods wedder‹, was im Hochdeutschen als ›gutes Wetter‹ gedeutet wurde. In älterer Sprache begegnet: Gut Wetter sein lassen: unbeschwerten Mutes, gleichgültig sein.
   Er kann sich das Wetter machen, wie er will: er ist Herr der Situation. Vergleiche französisch ›faire la pluie et le beau temps‹. Ähnlich: Wetter und Wind dienen ihm: alle Umstände sind ihm günstig. Vergleiche niederländisch ›Weer en wind dienen hem‹. Dagegen: Es ist kein Wetter für ihn: es ist ungünstig.
   Wie ein (Donner-)Wetter dazwischenfahren: andere auseinandertreiben wie ein plötzliches Unwetter.
   Ein Wetter sieden: Zank und Unfrieden mutwillig heraufbeschwören. Die Redensart bezieht sich auf die Vorstellung, daß die Wind- und Wetterhexen schlechtes Wetter machen konnten, indem sie einen Topf mit Urin ans Feuer setzten.
   Vor dem Wetter läuten: sehr voreilig sein. Gemeint ist das früher im Bergland geübte ›Wetterläuten‹ zwecks Abwehr heranziehender Ungewitter. Die Redensart meint also: Läuten, bevor wirklich Gefahr besteht.
   Für schlechtes Wetter gibt es viele scherzhafte Umschreibungen, z.B. Das Wetter ist gut genug zum Kuchen backen, vgl. niederländisch ›Het is beter weer om koeken te bakken, dan om meel te halen‹; Es ist schön Wetter zum Zuhause bleiben; Es ist ein Wetter drauß', man jagt nicht gern einen alten Hund hinaus, vgl. holsteinisch ›en Wedder, dat man kên Hund utjagen much‹; niederländisch ›Het is geen weer, om kat of hond uit te jagen‹ und französisch ›Il fait un temps à ne pas mettre un chien dehors‹.
   Es ist ein Wetter, als wenn der Jüngste Tag (der Weltuntergang) kommen wollte. Dagegen heißt es von besonders schönem und warmem Wetter: Das ist ein Wetter zum Eierlegen! In Ulm sagt man: ›'s durstig Wetter‹, um starkes Trinken zu entschuldigen.
   Das Wetter geht durcheinander: die Meinungen sind sehr geteilt.
   Ein Wettermädchen sein: ein kluges, erfahrenes Mädchen sein, eigentlich ein Mädchen, das wie die Wetterkröte das kommende Wetter vorhersehen kann.
   Ähnlich anerkennend ist auch der Ausdruck ›Blitzmädel‹. Er wurde im 2. Weltkrieg auf die Nachrichtenhelferinnen übertragen, die auf dem Uniformärmel einen stilisierten Blitz (Abzeichen der Nachrichtentruppen) trugen.

• W. WINTHROP: Weather Rules, in: American Notes and Queries 1, 8(1853), S. 535; O.V. REINSBERG-DÜRINGSFELD: Das Wetter im Sprichwort (Leipzig 1864); H.O. und Z. CT.: Over lot- en weervoorspellingen in de spreekwoordentaal, in: Volkskunde 5 (1892), S. 159-165; A. YERMOLOFF: Die landwirtschaftli-
che Volksweisheit in Sprichwörtern, Redensarten und Wetterregeln, Bd. I (Leipzig 1905); J. GROSSENAERTS: Volkswijsheid over het Weer, in: Volkskunde 22 (1911), S. 121-130; A. HAUSER: Bauernregeln (Zürich – München 1973); A. DUNDES: On whether Weather ›Proverbs‹ are Proverbs, in: Proverbium I (1984), S. 39-46.
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