Redensarten Lexikon
Werg
Als Werg werden im Gegensatz zum feineren Flachs die beim Schwingen und Hecheln des Flachses abfallenden kürzeren und minderwertigeren Fasern bezeichnet. Redensarten mit Werg gehören also zum Umkreis des alten Spinnrades.    Werg am Rocken haben: etwas auf dem Kerbholz, Strafe zu erwarten haben, eine noch ungebüßte Schuld mit sich herumtragen; im wörtlichen Sinne: wirre Fasern, Abfallfäden am Spinnrocken haben. Luxemburgisch ›Wierek um Raecken hoin‹, in der Klemme sein; westerwäldisch ›He hot Werk am Racke‹, er hat etwas verbrochen; Basel ›Er hett Wärch a der Chunkle‹, er hat etwas Unangenehmes auszufechten; schwäbisch ›Der hat's letzt Werg an der Kunkel‹, er ist am Rande seines Könnens.
   Werg spinnen: Unsinn, tolles Zeug reden:

   Do die fursten das erfuren und horten,
   Ir deichseln von der stat sie kerten
   Und zugen naher auf einen Perg
   Und spunnen aber ungehechelts werg,
   Wie sie den feinden wolten nahen.
   (Historische Volkslieder, herausgegeben von Liliencron, I, 335).

Die Redensart kommt heute noch in der thüringischen Mundart vor. Vereinzelt findet sich auch: Sein eigenes Werg spinnen: nur seine eigenen Interessen verfolgen. Gotthelf (Ges. Schriften [1855], 15, 193): »So fiel das fürstliche Grafenhaus, und Österreich hatte keinen Schwerdtstreich zu dessen Rettung geschlagen. Es spann damals sein eigen Werg«.
   Jemandem etwas am Werg zupfen: ihm etwas am Zeug flicken. Werg kommt auch vor im Sinne von Geld, z.B. schlesisch ›Se hat Werg ums Been‹ viel Vermögen.
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