Redensarten Lexikon
Weizen
Sein Weizen blüht: seine Sache geht gut, er kommt vorwärts, er hat Erfolg, viel Glück in seiner Tätigkeit. Die Redensart stammt aus der bäuerlichen Erlebniswelt und meint eigentlich einen, dessen Weizenfeld vor anderen blüht. In übertragenem Sinne findet sich die Redensart schon in einem Volkslied des 15. Jahrhunderts (Uhland, Alte hoch- und niederdeutsche Volkslieder [1844], S. 660):
   An solichem zank und hader
   verdirbt die herrschaft nit,
   der ambtman noch der bader,
   ir waiz der blüt damit.

Neben ihrer Verbreitung in den Mundarten und in der Umgangssprache wird die Redensart auch literarisch gebraucht: »Sein Weizen blüht, und eh das Jahr um ist, erleb ich eine Hochzeit« (Mörike). Vergleiche lateinisch ›Adhuc tua messis in herba est‹.
   Der Weizen steht auch in anderen Wendungen pars pro toto für die materielle Habe wie für die geistig- seelische Einstellung des bäuerlichen Menschen. Von einem Bauern, der die Mütze stolz auf der Seite trägt, sagt man: Er hat Weizen feil. Aventin: »seinen Waitz darunter scharen«, seinen Nutzen aus einer Sache zu ziehen suchen. Elsässisch ›Was gilt dr Waize?‹, Wie steht die Sache? Im erzgebirgischen Volkslied heißt es bildlich:

   Böhmischer Wind, ich bitt dich schön,
   Wollst mir mei Waizen nit verwehn.

Oder:

   Lass mr mei Waaz aufm Bergle stehn.

Die Spreu vom Weizen sondern (scheiden): Gut und Böse, Nützliches und Unnützes, Echtes und Falsches trennen. Die Redensart ist biblischen Ursprungs und beruht auf Mt 3, 12: »Er wird seine Tenne fegen und den Weizen in seine Scheune sammeln; aber die Spreu wird er verbrennen mit ewigem Feuer«. 1639 führt Lehmann S. 447 (›Krieg‹ 37) an: »Ein Capitän (›Hauptmann‹), da sein Vortrab vom Feind ward geschlagen, sagte er, es sey gut, daß die Sprewer vom Kern abgedroschen werden«. Bei Moltke heißt es (›Schriften und Denkwürdigkeiten‹ I, 240): »Die Schärfe seines Verstandes schied sofort die Spreu vom Weizen«. Vergleiche auch französisch ›séparer le bon grain de l'ivraie‹.
   Auch der bildliche Gebrauch der Wendung Unkraut unter dem Weizen geht auf eine Stelle des N.T., das Gleichnis vom Unkraut im Weizen (Mt 13, 25ff.), zurück.
   Den Weizen mit dem Unkraute ausjäten: das Gute mit dem Bösen vernichten, keine Unterschiede machen.
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