Redensarten Lexikon
Weh
Einem wehtun: jemandem Schmerz, Unrecht zufügen, aber auch: selbst Schmerz, Trauer empfinden, Herzeleid tragen. In diesem Sinne sagt Gretchen zu Faust, die Unheil für den Geliebten fürchtet, da sie das Teuflische seines Begleiters spürt:
   Es tut mir lang schon weh,
   Daß ich dich in der Gesellschaft seh'.
   (›Faust‹ I, Marthens Garten).

Tut dir was weh? fragt man dagegen oft scherzhaft, wenn jemand eine geistige Fehlleistung von sich gegeben hat. In der Erweiterung: Tut dir sonst noch etwas weh? meint die Frage ironisch: Sonst hast du wohl keine Sorgen?
   Jemandem ist es weh: es geht ihm schlecht; besonders häufig im Schwäbischen heißt es: ›'s ist mir so wind und weh‹: es geht mir miserabel.
   Die Zwillingsformel Weh und Ach umfaßt das Leid und die Klage darüber. Goethe verwendet sie sogar mehrfach literarisch, so in seinem Lied vom ›Heideröslein‹:

   Half ihm doch kein Weh und Ach,

aber auch in seinem ›Faust‹ (I, Schülerszene) läßt er Mephisto geringschätzig und ›belehrend‹ über das weibliche Geschlecht sagen:

   Besonders lernt die Weiber führen;
   Es ist ihr ewig Weh und Ach
   So tausendfach
   Aus einem Punkte zu kurieren.

›Wehe den Besiegten!‹ wird vor gewaltsamen Entscheidungen zitiert, wenn ein grausames Vorgehen der Sieger als Rache zu erwarten ist. Der Ausruf bezieht sich auf das ›Vae victis!‹ bei Plautus (›Pseudolus‹ V, 2, 19).
   ›Wehe, wenn sie losgelassen!‹ meint ursprünglich die zerstörerische Macht des Feuers in Schillers ›Lied von der Glocke‹. Das volkstümlich gewordene Zitat wird gern parodiert und scherzhaft auf Übermut und Überschwang junger Menschen bezogen, die leicht ausarten können und sie alle moralischen Bedenken hinwegfegen läßt.
   Jemand läuft in den Wehen um: jemand weiß sich nicht zu helfen; schwäbisch: ›Der lauft in de Wehe um‹. ›Weh‹ ist im Volksmund auch die Bezeichnung für eine Epidemie oder Seuche. ›Das böse Weh‹ ist die Syphilis, ›Das fallende Weh‹ die Fallsucht.
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