Redensarten Lexikon
walten
Das walte Gott!: eine höhere Schicksalsmacht soll sich der Sache annehmen. Oft in der parodierenden Form: Das walte Hugo und die sieben Zwerge.    Jemand läßt den lieben Herrgott walten: ein Mensch verhält sich sehr gleichgültig und desinteressiert. Diese ihrem heutigen Sinn nach ins Negative gewendete Redensart spielt auf den Anfangsvers »Wer nur den lieben Gott läßt walten« eines bekannten und vielgesungenen Kirchenliedes an, das 1641 von Georg Neumark gedichtet wurde (Evangelisches Kirchengesangbuch Nr. 298).
   Ein schwäbischer Spruch lautet: ›I lass de liebe Gott walte, Er hat scho länger hausgehalte‹ (Schwäbisches Wörterbuch VI, Spalte 393).
   Unter den mit ›walten‹ gebildeten Segensformeln überwiegen diejenigen mit ›Gott‹. Phraseologische Wendungen dieser Art sind schon im Mittelhochdeutschen belegt:

   hie wil ich mîne reise sparn.
   got waldes, welt ihr fürbaz varn.
   (Wolfram von Eschenbach: ›Parzival‹, Verse 602, 2-3).

In Heinrich Wittenweilers ›Ring‹ heißt es (V. 1 549ff.):
   des müss ein fist (=Furz) walten!
   sprach do Triefnas an der stund,
   do im die mär so wurden kunt.

• R. RIS: Gott walt's. Zur Geschichte der mit dem Verbum ›walten‹ gebildeten Segens- und Verwünschungsformeln, in: Festschrift für Paul Zinsli (Bern 1971), S. 114-131.
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