Redensarten Lexikon
Wagen
Einem an den Wagen fahren (mundartlich, z.B. schwäbisch auch: ›einem an den Karren kommen‹): ihm zu nahe treten, ihn beleidigen; Jemandem nicht an den Wagen fahren können: keine Möglichkeit haben, ihn ins Unrecht zu setzen; literarisch seit dem Ausgang des 18. Jahrhunderts bezeugt; so 1779 in Johann Gottwerth Müllers Roman ›Siegfried von Lindenberg‹ (IV, 368): »Herr Fix ... wußte, daß er nicht viel Federlesens zu machen pflegte, wenn man ihm mutwilligerweise an den Wagen fuhr«; niederdeutsch ›Laat di ni an'n Wagen föhrn!‹; pommerisch ›He lett sik nich an Wagen kamen‹, er läßt sich nicht zu nahe kommen. Moderne Varianten der Redensart sind:, ›Jemandem an den Wagen pissen‹, ihm in die Quere kommen; ›Sich nicht an den Wagen pinkeln lassen‹, sich keiner Unredlichkeit schuldig machen;, ›Jemandem nicht an den Wagen pinkeln können‹, ihm nichts Unredliches vorwerfen können (Küpper). Vergleiche französisch ›Il faut faire venir la croix et l'eau bénite pour l'avoir‹ (nur noch regional). Altmärkisch ›Dat is min Waog'n un Plôg‹, das ist mein tägliches Handwerkszeug, das ist mein Stand und Beruf. So schon ähnlich bei Sebastian Franck (›Weltbuch‹ 134): »es ist der guten herren wagen und pflug«; vgl. niederländisch ›Dat is mijn wagen en mijn ploeg‹; ⇨ Pflug.
Das fünfte Rad am Wagen ⇨ Rad.
Sehen, wie der Wagen läuft: abwarten, wie sich eine Sache entwickelt.
Sich nicht vor jemandes Wagen spannen lassen: sich nicht vor jemandes Karren spannen lassen, sich nicht für ihn abplagen wollen, ihm keinen Vorschub leisten. Dagegen: Am Wagen geschoben haben: bei einer Sache beteiligt gewesen sein, Hilfe und Unterstützung geboten haben.
Er kann den Wagen nicht im Gleise halten: er kommt vom rechten Wege ab, steuert selbst seinem Unglück entgegen; vgl. niederländisch ›Hij weet den wagen niet regt te houden‹.
Der Wagen ist aus den Geleisen: Die Karre ist in den Dreck gefahren worden, ⇨ Karre; vgl. niederländisch ›De wagen is uit het spoor‹ und den literarischen Beleg in Fischers ›Psalter‹ (121, 1): »den wagen in kot füren«.
Der Wagen wird für (vor) die Rinder gespannt: etwas wird verkehrt begonnen; vgl. lateinisch ›Plaustrum bovem trahit‹; französisch ›On met la charrue (Pflug) avant les boeufs‹. Gleiche Bedeutung hat die Wendung Das Pferd hinter den Wagen spannen. Von einem, der am unpassenden Ort oder vorzeitig redet, sagt man in Rottenburg: ›Dear lädt au ällaweil da Waga voar der Schur a‹.
Vom Wagen auf die Karre kommen: in schlechtere Verhältnisse geraten; vgl. ›Vom Pferd auf den Esel kommen‹, ⇨ Pferd.
Einem den hinteren Wagen schmieren: ihm Beine machen, meist drohend gesagt.
Moderne Wendungen beziehen sich auf die allgemein übliche Motorisierung und den Stolz auf das eigene Auto: Einen (schicken, schnellen) Wagen fahren: ein großes (modernes) Auto besitzen; Mit dem eigenen Wagen kommen: unabhängig von öffentlichen Verkehrsmitteln sein, jeden Ort zur gewünschten Zeit erreichen können.
• L. WEISER-AALL: Artikel ›Wagen‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens IX, Spalte 24-48; L. TARR: Karren, Kutsche, Karosse. Eine Geschichte des Wagens (München – Basel – Wien 1970).
Einem an den Wagen fahren (mundartlich, z.B. schwäbisch auch: ›einem an den Karren kommen‹): ihm zu nahe treten, ihn beleidigen; Jemandem nicht an den Wagen fahren können: keine Möglichkeit haben, ihn ins Unrecht zu setzen; literarisch seit dem Ausgang des 18. Jahrhunderts bezeugt; so 1779 in Johann Gottwerth Müllers Roman ›Siegfried von Lindenberg‹ (IV, 368): »Herr Fix ... wußte, daß er nicht viel Federlesens zu machen pflegte, wenn man ihm mutwilligerweise an den Wagen fuhr«; niederdeutsch ›Laat di ni an'n Wagen föhrn!‹; pommerisch ›He lett sik nich an Wagen kamen‹, er läßt sich nicht zu nahe kommen. Moderne Varianten der Redensart sind:, ›Jemandem an den Wagen pissen‹, ihm in die Quere kommen; ›Sich nicht an den Wagen pinkeln lassen‹, sich keiner Unredlichkeit schuldig machen;, ›Jemandem nicht an den Wagen pinkeln können‹, ihm nichts Unredliches vorwerfen können (Küpper). Vergleiche französisch ›Il faut faire venir la croix et l'eau bénite pour l'avoir‹ (nur noch regional). Altmärkisch ›Dat is min Waog'n un Plôg‹, das ist mein tägliches Handwerkszeug, das ist mein Stand und Beruf. So schon ähnlich bei Sebastian Franck (›Weltbuch‹ 134): »es ist der guten herren wagen und pflug«; vgl. niederländisch ›Dat is mijn wagen en mijn ploeg‹; ⇨ Pflug.
Das fünfte Rad am Wagen ⇨ Rad.
Sehen, wie der Wagen läuft: abwarten, wie sich eine Sache entwickelt.
Sich nicht vor jemandes Wagen spannen lassen: sich nicht vor jemandes Karren spannen lassen, sich nicht für ihn abplagen wollen, ihm keinen Vorschub leisten. Dagegen: Am Wagen geschoben haben: bei einer Sache beteiligt gewesen sein, Hilfe und Unterstützung geboten haben.
Er kann den Wagen nicht im Gleise halten: er kommt vom rechten Wege ab, steuert selbst seinem Unglück entgegen; vgl. niederländisch ›Hij weet den wagen niet regt te houden‹.
Der Wagen ist aus den Geleisen: Die Karre ist in den Dreck gefahren worden, ⇨ Karre; vgl. niederländisch ›De wagen is uit het spoor‹ und den literarischen Beleg in Fischers ›Psalter‹ (121, 1): »den wagen in kot füren«.
Der Wagen wird für (vor) die Rinder gespannt: etwas wird verkehrt begonnen; vgl. lateinisch ›Plaustrum bovem trahit‹; französisch ›On met la charrue (Pflug) avant les boeufs‹. Gleiche Bedeutung hat die Wendung Das Pferd hinter den Wagen spannen. Von einem, der am unpassenden Ort oder vorzeitig redet, sagt man in Rottenburg: ›Dear lädt au ällaweil da Waga voar der Schur a‹.
Vom Wagen auf die Karre kommen: in schlechtere Verhältnisse geraten; vgl. ›Vom Pferd auf den Esel kommen‹, ⇨ Pferd.
Einem den hinteren Wagen schmieren: ihm Beine machen, meist drohend gesagt.
Moderne Wendungen beziehen sich auf die allgemein übliche Motorisierung und den Stolz auf das eigene Auto: Einen (schicken, schnellen) Wagen fahren: ein großes (modernes) Auto besitzen; Mit dem eigenen Wagen kommen: unabhängig von öffentlichen Verkehrsmitteln sein, jeden Ort zur gewünschten Zeit erreichen können.
• L. WEISER-AALL: Artikel ›Wagen‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens IX, Spalte 24-48; L. TARR: Karren, Kutsche, Karosse. Eine Geschichte des Wagens (München – Basel – Wien 1970).