Redensarten Lexikon
Waage
Einem die Waage halten: ihm an Stärke (eigentlich: an Gewicht) gleich sein, es mit ihm aufnehmen können; seit dem 17. Jahrhundert häufig bezeugt, daneben früher auch: ›gleiche Waage halten‹. Die Redensart verweist auch auf ein Kinderspiel, das ›Waagetreten‹. Die Kinder setzen sich an beide Enden eines Balkens, der quer über einem anderen liegt, ein Kind in der Mitte hält das Gleichgewicht; vgl. französisch ›faire le poids‹ (wörtlich: einem ein Gegengewicht sein, im Sinne von ›es mit ihm aufnehmen können‹). Ähnliche Wendungen sind: Sie können einander die Waage halten: sie sind sich gleich.    Das Zünglein an der Waage sein: der entscheidende Faktor sein, den Ausschlag geben; vgl. französisch ›faire pencher la balance‹ (wörtlich: ›den Ausschlag geben‹).
   Etwas auf dieselbe Waage legen: mit gleichem Maß messen. Vergleiche lateinisch ›eadem pensari trutina‹; ›hanc veniam damus petimusque vicissim‹; ›patere legem, quam ipse tuleris‹.
   Die Waage verlieren: das Gleichgewicht verlieren.
   Bairisch bedeutet ›auf der Waage sein‹: noch ungewiß sein, nach welcher Seite sich etwas entscheiden soll; vgl. französisch, ›être sur la balance‹; dafür sonst: ›Auf der Kippe stehen‹; Goldwaage. In der mittelhochdeutschen Literatur findet sich ein Beleg bei Herzog Ernst‹: »ûf eine wâge setzen den lîp«. Zahlreiche Ausdrücke und Wendungen, bei denen wir heute im allgemeinen nicht mehr an die Waage denken, stammen doch von ihr her und bezeugen so ihre Wichtigkeit für das öffentliche Leben. ›Wichtigkeit‹ selbst gehört dazu, samt ›wichtig‹ und ›gewichtig‹; ferner Redensarten wie Gewicht auf etwas legen; Sein ganzes Gewicht in die Waagschale werfen; sein Ansehen, seine Autorität als Mittel einsetzen; vgl. französisch ›mettre tout son poids dans la balance‹; Schwer in die Waagschale fallen: ins Gewicht fallen, entscheidend sein, (nahezu) den Ausschlag geben; vgl. französisch ›peser lourd dans la balance‹. Das Schwert in die Waagschale werfen Schwert.

• Lit.: G. SNYDER: Wägen und Waagen (Ingelheim 1957); L. KRETZENBACHER: Die Seelenwaage (Klagenfurt 1958).}

Sein ganzes Gewicht in die Waagschale werfen. Kupfer von de Bry: Emblemata, Nr. 24.
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