Redensarten Lexikon
voll
Jemanden nicht für (ganz) voll nehmen: ihn nicht ernst nehmen, nicht für vernünftig genug halten, seine Zurechnungsfähigkeit bezweifeln. Vielleicht stammt dieser Ausdruck aus der Münzkunde: eine Münze war dann nicht vollgültig, wenn sie den gesetzlichen Bestimmungen hinsichtlich Gewicht und Metall nicht entsprach. Da diese Redensart umgangssprachlich häufig unter Jugendlichen zu hören ist, die sich beklagen, daß ›man sie nicht für voll nimmt‹, ist es wahrscheinlicher, daß ein Zusammenhang mit der Erreichung der Volljährigkeit besteht, nach der man erst für seine Taten voll verantwortlich gemacht werden kann. In die vollen gehen: mit ganzer Kraft vorgehen und dabei alle Chancen offen haben, die jedoch verspielt werden können; vgl. französisch (umgangssprachlich) ›Y aller à plein‹. Die Wendung stammt vom Kegelspielen her, wo mit dem ersten Treffer alle Kegel fallen können, doch diese Gelegenheit auch durch Ungeschick verpaßt werden kann.
Aus dem vollen leben (schöpfen, wirtschaften): ein uneingeschränktes Luxusleben führen, aus einem Überfluß (eigentlich aus gefüllten Vorratsspeichern) wählen können, in übertragener Bedeutung: reiche Kenntnisse und Erfahrungen souverän nutzen.
Ins volle greifen: sich alles leisten können, sich keinen Wunsch versagen müssen.
Bis obenhin (bis zum Eichstrich) voll sein: sehr satt oder betrunken sein. Redensartliche Vergleiche dienen zur Schilderung hochgradiger Trunkenheit: Voll wie ein Sack sein; vgl. französisch ›bourré‹ (umgangssprachlich): vollgestopft oder ›plein comme une outre‹ (wörtlich: voll wie ein Schlauch) oder ›plein comme une lanterne‹ (voll wie eine Laterne); Voll wie ein Schwamm sein, der sehr saugfähig ist und viel aufnehmen kann; So voll wie eine Strandhaubitze (Strandkanone) sein, vgl. niederländisch ›zoo vol (geladen) als een kanon‹ oder ›kanon zijn‹.
Auch Tiervergleiche sind äußerst beliebt: So voll wie eine Sau, wie eine Zecke sein; in Köln heißt es: ›Hä ass esu voll we'n Krât‹ (Kröte); ⇨ trinken.
Sich vollaufen lassen: viel Alkohol trinken. Sich vollmachen: sich beschmutzen, aber auch: großes Getue, unnötiges Theater machen. Die häufige Zurechtweisung ›Mach dich nicht voll!‹ heißt demnach: rege dich nicht künstlich auf, spiele dich nicht zu sehr auf!
Bedrängnis und Enge werden anschaulich und wirkungsvoll durch Vergleiche geschildert: Es ist so voll wie ein Ei: es ist überhaupt kein Platz in einem Raum mehr vorhanden, vgl. französisch ›C'est plein comme un oeuf‹; ein Saal (ein Verkehrsmittel) ist Zum Bre-
chen voll; Es ist so voll, daß kein Apfel zur Erde kann (⇨ Apfel), Daß man keinen Hundeschwanz mehr hindurchziehen kann; Es ist proppen- (pfropfen-)voll, vgl. niederländisch ›zoo vol als mud‹. In Moers heißt es: ›Et es so voll wie en Pöttche met Pieren‹, vgl. auch niederländisch ›Het was er zoo vol als gepakte haring‹.
Voll und toll sein: ganz besoffen sein, ⇨ toll. ›Voll und ganz‹ als Verstärkung von ›gänzlich‹, ›total‹ fand in L. Tiecks ›Antonius und Kleopatra‹ die früheste Anwendung.
• WÜLFING: Voll und ganz, in: Zeitschrift für deutsche Wortforschung 2 (1901), S. 343
Jemanden nicht für (ganz) voll nehmen: ihn nicht ernst nehmen, nicht für vernünftig genug halten, seine Zurechnungsfähigkeit bezweifeln. Vielleicht stammt dieser Ausdruck aus der Münzkunde: eine Münze war dann nicht vollgültig, wenn sie den gesetzlichen Bestimmungen hinsichtlich Gewicht und Metall nicht entsprach. Da diese Redensart umgangssprachlich häufig unter Jugendlichen zu hören ist, die sich beklagen, daß ›man sie nicht für voll nimmt‹, ist es wahrscheinlicher, daß ein Zusammenhang mit der Erreichung der Volljährigkeit besteht, nach der man erst für seine Taten voll verantwortlich gemacht werden kann. In die vollen gehen: mit ganzer Kraft vorgehen und dabei alle Chancen offen haben, die jedoch verspielt werden können; vgl. französisch (umgangssprachlich) ›Y aller à plein‹. Die Wendung stammt vom Kegelspielen her, wo mit dem ersten Treffer alle Kegel fallen können, doch diese Gelegenheit auch durch Ungeschick verpaßt werden kann.
Aus dem vollen leben (schöpfen, wirtschaften): ein uneingeschränktes Luxusleben führen, aus einem Überfluß (eigentlich aus gefüllten Vorratsspeichern) wählen können, in übertragener Bedeutung: reiche Kenntnisse und Erfahrungen souverän nutzen.
Ins volle greifen: sich alles leisten können, sich keinen Wunsch versagen müssen.
Bis obenhin (bis zum Eichstrich) voll sein: sehr satt oder betrunken sein. Redensartliche Vergleiche dienen zur Schilderung hochgradiger Trunkenheit: Voll wie ein Sack sein; vgl. französisch ›bourré‹ (umgangssprachlich): vollgestopft oder ›plein comme une outre‹ (wörtlich: voll wie ein Schlauch) oder ›plein comme une lanterne‹ (voll wie eine Laterne); Voll wie ein Schwamm sein, der sehr saugfähig ist und viel aufnehmen kann; So voll wie eine Strandhaubitze (Strandkanone) sein, vgl. niederländisch ›zoo vol (geladen) als een kanon‹ oder ›kanon zijn‹.
Auch Tiervergleiche sind äußerst beliebt: So voll wie eine Sau, wie eine Zecke sein; in Köln heißt es: ›Hä ass esu voll we'n Krât‹ (Kröte); ⇨ trinken.
Sich vollaufen lassen: viel Alkohol trinken. Sich vollmachen: sich beschmutzen, aber auch: großes Getue, unnötiges Theater machen. Die häufige Zurechtweisung ›Mach dich nicht voll!‹ heißt demnach: rege dich nicht künstlich auf, spiele dich nicht zu sehr auf!
Bedrängnis und Enge werden anschaulich und wirkungsvoll durch Vergleiche geschildert: Es ist so voll wie ein Ei: es ist überhaupt kein Platz in einem Raum mehr vorhanden, vgl. französisch ›C'est plein comme un oeuf‹; ein Saal (ein Verkehrsmittel) ist Zum Bre-
chen voll; Es ist so voll, daß kein Apfel zur Erde kann (⇨ Apfel), Daß man keinen Hundeschwanz mehr hindurchziehen kann; Es ist proppen- (pfropfen-)voll, vgl. niederländisch ›zoo vol als mud‹. In Moers heißt es: ›Et es so voll wie en Pöttche met Pieren‹, vgl. auch niederländisch ›Het was er zoo vol als gepakte haring‹.
Voll und toll sein: ganz besoffen sein, ⇨ toll. ›Voll und ganz‹ als Verstärkung von ›gänzlich‹, ›total‹ fand in L. Tiecks ›Antonius und Kleopatra‹ die früheste Anwendung.
• WÜLFING: Voll und ganz, in: Zeitschrift für deutsche Wortforschung 2 (1901), S. 343