Redensarten Lexikon
Venusberg
In den Venusberg fahren: Geschlechtsverkehr haben.    Als ›mons Veneris‹ bezeichnet man den weiblichen Schamhügel. Dieser Name, der mit der Göttin Venus verknüpft ist, hat eine lange Tradition: »Seit dem Altertum. besteht die Gewohnheit, Körperteile nach Göttern zu benennen, zu denen diese nach der antiken Theorie des Hippokrates in einem sinnvollen Bezug stehen. Für die Benennung des Schamberges als mons Veneris dürfte neben der antiken Astromedizin jedoch in erster Linie die traditionelle Funktion der Venus als Liebesgöttin bestimmend gewesen sein« (Moser, S. 107f.). In der Sagentradition, besonders in der Tannhäuser-Legende, bezeichnet der ›Venusberg‹ auch den konkreten, lokalisierbaren Wohnort der antiken Venusgöttin, einen Berg, in welchen man fahren könne, um »mit den schönsten Frauen nach Belieben Lust und Vergnügen« genießen zu können. Doch erklärt schon um 1430 der Dominikaner Johannes Nider in seinem ›Praeceptorium divinae legis‹, diese Geschichten vom Venusberg seien alle frei erfunden: »Fictitium est totum«.
   Autoren des 16. und 17. Jahrhunderts bedienten sich vielfach des ›Venusbergs‹ bei der Darstellung erotischer Szenen. Grimmelshausen läßt im ›Simplicissimus‹ den »Beau Alman wider seinen Willen in den Venusberg« führen: das erweist sich als eine sehr profane Liebesszene in einem Bürgerhaus.
   Neben der angeführten Redensart kannte das 16. Jahrhundert den Ausdruck ›den Danhäuser spielen‹ mit derselben Bedeutung

• H. KORNMANN: Mons Veneris. Fraw Veneris Berg (1614, Neudruck Leipzig 1978); E. SCHMIDT: Tannhäuser in Sage und Dichtung, in: Charakteristiken, 2. Reihe (Berlin 1901), S. 24-50; A.N. AMMANN: Tannhäuser im Venusberg (Zürich 1964); D.-R. MOSER: Der »Venusberg« – verhüllende Bezeichnung der Umgangssprache und Lokalsage, in: ders., Die Tannhäuser-Legende (Berlin – New York 1977), S. 107-114.
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