Redensarten Lexikon
Veit
Jemanden zum Veit haben: jemanden zum Narren halten; die Redensart ist besonders im Salzburger Raum verbreitet, auch als: ›oan anveitln‹. Veit bedeutet im Oberdeutschen ›Dummkopf‹, zaghafter Mensch.    Der Name des hl. Veit, Beschützer der vom sogenannten ›Veitstanz‹ befallenen Kranken, ist auch als verhüllender Name des Teufels gebräuchlich, so Goethe (8, 51): »Ich will Bamberg nicht sehen, und wenn Sanct Veit in person meiner begehrte«.
   Wie um alle volkstümlich gewordenen Heiligen, so ranken sich auch um St. Veit viele Sprüche. Da zudem ›sein‹ Tag als der längste Tag des Jahres angesehen wird (15. Juni), gibt es vielerlei Wetterregeln und Bauernweisheiten, die den St. Veit zum Inhalt haben. In Bamberg sagt man: ›Veit scheidt die Zeit‹ (Helm, S. 268). Tatsächlich hat man aufgrund kalendarischer Berechnungen nachweisen können, daß um 1100 bis 1300 der 15. Juni tatsächlich der längste Tag des Jahres war. Infolge von Schaltungen, die der Julianische Kalender vorsah, ergaben sich dann im Lauf der Zeit Verschiebungen.
   Die Spruchweisheiten, welche den Veitstag als den längsten Tag des Jahres erklären, sind demnach in der Mitte des 12. Jahrhunderts entstanden, als diese Regeln noch praktische Gültigkeit besitzen konnten.
   Mit dem Veitstag (15. 6.) wird auch die Wende der Blätter ( Blatt) in Verbindung gebracht:

   St. Veit,
   ändert sich die Zeit,
   Und die Blätter
   wenden sich auf die andre Seit.

Das Martyrium des hl. Veit bestand darin, daß er in siedendem Öl gesotten wurde. In der bildenden Kunst wird er darum auch oft als ›Veit im Häfele‹ abgebildet. Aus diesem Grund ist Veit u.a. zum Patron der Bettnässer geworden, die ihn anrufen mit dem Kinderspruch:

   Heiliger St. Veit,
   wecke mich zur rechten Zeit.

• P. SARTORI: Artikel ›Veit‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens VIII, Spalte 1540-1544; K. HELM: Das Alter der Sprüche auf Lucia und Veit, in: Schweizerisches Archiv für Volkskunde, 44 (1947), S. 268-269; H. SCHAUERTE: Die volkstümliche Heiligenverehrung (Münster 1948) A. HAUSER: Bauernregeln (Zürich – München 1973).
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