Redensarten Lexikon
Vaterunser
Dem kann man ein Vaterunser durch die Backen blasen sagt man von einem Menschen mit sehr eingefallenen Backen. Dabei ist wohl kaum an die mageren und hohlwangigen Christusbilder der spätgotischen Kunst zu denken, sondern an die vierte Bitte im Vaterunser »Unser täglich Brot gib uns heute«. Ein Vaterunser lang ist eine sprichwörtliche Zeitangabe, die bereits Luther kennt; ähnlich: Alle Vaterunser lang: in ziemlich kurzen Zeitabständen. Er ist wie das katholische Vaterunser: ›ohne Kraft und Herrlichkeit‹. Vergleiche niederländisch: ›Het is een Roomsch Onzevader, de kracht en de heerlijkheid is eruit‹. Heute ist aber auch in der katholischen Messe das ›lange Vaterunser‹ üblich.
Einen das Vaterunser lehren: ihn streng zurechtweisen. Im Obersächsischen heißt ›Du werst noch manch Vaterunser bäten lärn‹: du wirst schon auch noch den Ernst des Lebens kennenlernen. Etwas wie das Vaterunser können: es sehr gut können, etwas ganz mechanisch tun, ohne sich anstrengen zu müssen. Die Feststellung aus Schleswig-Holstein ›He kann ni mal sien Vadderunser beden‹ bedeutet: er ist sehr beschränkt. Siebenbürgisch-sächsisch sagt man dafür: ›Det Vôterûser entfäl em‹. Aus Schleswig-Holstein stammt auch die Wendung ›He bed ok bald sien letzt Vadderunser‹, er wird bald sterben (vgl. Aarne- Thompson 1199).
Die Redensart Einen mit drei Vaterunsern laufen lassen: ihm nur einen leichten Verweis, eine geringe Strafe erteilen, bezieht sich auf die Beichte: für geringe Sünden müssen zur Buße nur einige Vaterunser gebetet werden.
• A.M. SCHNEIDER: Artikel ›Vaterunser‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens VIII, Spalte 1513-1515; J. JEREMIAS und W. JANNASCH: Artikel ›Vaterunser‹, in: Religion in Geschichte und Gegenwart. VI, Spalte 1235-1238.
Dem kann man ein Vaterunser durch die Backen blasen sagt man von einem Menschen mit sehr eingefallenen Backen. Dabei ist wohl kaum an die mageren und hohlwangigen Christusbilder der spätgotischen Kunst zu denken, sondern an die vierte Bitte im Vaterunser »Unser täglich Brot gib uns heute«. Ein Vaterunser lang ist eine sprichwörtliche Zeitangabe, die bereits Luther kennt; ähnlich: Alle Vaterunser lang: in ziemlich kurzen Zeitabständen. Er ist wie das katholische Vaterunser: ›ohne Kraft und Herrlichkeit‹. Vergleiche niederländisch: ›Het is een Roomsch Onzevader, de kracht en de heerlijkheid is eruit‹. Heute ist aber auch in der katholischen Messe das ›lange Vaterunser‹ üblich.
Einen das Vaterunser lehren: ihn streng zurechtweisen. Im Obersächsischen heißt ›Du werst noch manch Vaterunser bäten lärn‹: du wirst schon auch noch den Ernst des Lebens kennenlernen. Etwas wie das Vaterunser können: es sehr gut können, etwas ganz mechanisch tun, ohne sich anstrengen zu müssen. Die Feststellung aus Schleswig-Holstein ›He kann ni mal sien Vadderunser beden‹ bedeutet: er ist sehr beschränkt. Siebenbürgisch-sächsisch sagt man dafür: ›Det Vôterûser entfäl em‹. Aus Schleswig-Holstein stammt auch die Wendung ›He bed ok bald sien letzt Vadderunser‹, er wird bald sterben (vgl. Aarne- Thompson 1199).
Die Redensart Einen mit drei Vaterunsern laufen lassen: ihm nur einen leichten Verweis, eine geringe Strafe erteilen, bezieht sich auf die Beichte: für geringe Sünden müssen zur Buße nur einige Vaterunser gebetet werden.
• A.M. SCHNEIDER: Artikel ›Vaterunser‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens VIII, Spalte 1513-1515; J. JEREMIAS und W. JANNASCH: Artikel ›Vaterunser‹, in: Religion in Geschichte und Gegenwart. VI, Spalte 1235-1238.