Redensarten Lexikon
versohlen
Auf fremden Sohlen gehen: die Vorarbeiten, Verdienste von anderen für sich nutzen, auch: fremde Sitten annehmen. Mit den Sohlen waren ursprünglich Schuhe in der Art von Sandalen gemeint, die aus einer Sohle bestanden und um den Fuß gebunden wurden. Da die Griechen ohne Schuhe zu Tische saßen, kam es vor, daß einer aus Eile oder Trunkenheit fremde Sohlen ergriff.    Auf frischen Sohlen gehen: gut vorankommen, mit neuer Kraft etwas zu erreichen suchen.
   Sich die Sohlen schmieren: Vorbereitungen zur Abreise treffen, sich zum Sterben anschicken. Vergleiche französisch ›graisser ses bottes‹ (veraltet).
   Ähnlich heißt Er geht auf den letzten Sohlen: er stirbt bald. Vergleiche englisch ›He goes on his last legs‹ Er hat schon manche Sohle ab- oder durchgelaufen: er ist schon weit herumgekommen, hat viel erlebt, ist alt.
   Es brennt ihm unter den Sohlen, auch: Die Sohlen brennen ihm: ›Er steht wie auf Kohlen‹, die Zeit drängt sehr, er brennt vor Ungeduld; vgl. französisch ›Il est sur des charbons ardents‹ (wörtlich: Er steht auf glühenden Kohlen).
   Sich die Sohlen wundlaufen: sich sehr um etwas bemühen, viele Gänge unternehmen, ›Sich die Schuhsohlen ablaufen‹.
   Sich etwas an den Sohlen (Schuhsohlen) abgelaufen haben: etwas gründlich kennen.
   Sich an jemandes Sohlen heften: ihm unermüdlich folgen, ihn verfolgen und nicht aus den Augen lassen; vgl. französisch ›Ne pas quitter quelqu'un d'une semelle‹.
   In Niederösterreich sagt man für barfuß gehen: ›Er geht auf deutscher Sohle‹.
   Auf leisen Sohlen kommen: geschlichen, unbemerkt kommen, häufig in der Dichtersprache verwendet.
   Aus der Soldatensprache des 1. Weltkrieges stammt die Wendung Eine kesse Sohle aufs Parkett legen: schwungvoll tanzen.
   Jemanden tüchtig versohlen: ihn schlagen, eine Umschreibung neben vielen anderen aus verschiedenen Berufen, wie z.B. ›Einen verwichsen‹.
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