Redensarten Lexikon
unrein
Unrein sein: krank, aussätzig sein. Früher war der Warnruf der Aussätzigen: ›Unrein, unrein!‹. Die Wendung besitzt noch mehrere Bedeutungen, die mit dem Volksglauben an schädliche, dämonische Einflüsse in Zusammenhang stehen. So galt die menstruierende Frau als unrein, auch die Wöchnerin, die nach der Entbindung noch nicht ausgesegnet war. Durch die Berührung mit Tabuiertem wie Blut, bestimmten Speisen, mit für unrein geltenden Personen wie Kranken, Toten, Mördern, Schindern, Henkern u.a. ›unehrlichen Leuten‹ konnte man gleichfalls unrein werden und mußte sich besonderen Reinigungszeremonien unterziehen. Sag's erst ins unreine! sagt man zu einem Stotterer, der nicht gleich einen ganzen zusammenhängenden Satz herausbringt; auch: Ins unreine reden (oder quatschen): sich seine Worte erst reiflich überlegen, zögernd sprechen.    Ins unreine schreiben: ein Konzept schreiben.

• PFISTER: Artikel ›rein, Reinheit‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens VII, Spalte 630 637, besonders 636.
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