Redensarten Lexikon
umgekehrt
Umgekehrt (auch rückwärts-) essen (oder frühstücken): sich erbrechen; etwa um 1900 aufgekommen.    Umgekehrt wird ein Schuh daraus sagt man im Scherz, wenn einer etwas gerade auf die entgegengesetzte Weise anfängt, als es richtig wäre. Man hat geglaubt, die Redensart stamme von einem Spiel, bei dem es gelte, die Worte umzudrehen: Aus ›Husch‹ wird umgekehrt ›Schuh‹ usw. Doch sind die Worte ›wird ein Schuh daraus‹ wohl weiter nichts als ein scherzhafter Zusatz zu umgekehrt = verkehrt. Schon Luther sagt (Briefe, herausgegeben von Seidemann, V, 154): »Kehren aber den schuch umb, und lehren uns das gesetz nach dem evangelio, und den zorn nach der gnade«; in dem niederdeutschen Spiel vom ›Claws Bur‹ (V. 374) heißt es: »Her Fiscal, keret dat umme, so wert it en got Scho«. In der heutigen Form ist die Redensart seit 1745 bezeugt.
   Vielleicht hatte die Redensart ursprünglich doch einen Realbezug, der in Vergessenheit geriet: beim Nähen der versteckten Nähte im Inneren wurde der Schuh früher tatsächlich gewendet, d.h. nach den ersten Nähten auf der Rückseite des Leders oder Stoffes mußte der Schuh umgekehrt werden, wenn etwas aus ihm werden sollte. Die schleswig-holsteinische Redensart ›He kehrt üm as Gott vör Gammendörp‹ bezieht sich auf eine regionale Ortsneckerei auf den Ort Gammendorf: »De leev Gott güng dar ni rin, dar wahn so'n rog Volk. De leev Gott wull nix mit er to don hebb'n« (Aufzeichnung von G. Fr. Meyer, Zentralarchiv der deutschen Volkserzählung in Marburg 54073).
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