Redensarten Lexikon
Uhu
Ein Uhu sein: als Unglücksbote auftreten. Shakespeare läßt z.B. seinen König Richard in übertragenem Sinne zu dem 3. Boten, der schlechte Nachricht bringt, sagen: »Fort mit euch, Uhus! nichts als Todeslieder?«    Das Wort Uhu ist eine schallnachahmende Reduplikationsbildung, auch ›Buhu‹ und ›Schuhu‹ sind gebräuchlich. Bereits im klassischen Altertum galt der Uhu als unheilbringend. Man mied und scheute ihn, denn er war der Vogel der Unterwelt, der Trauer- und Totenvogel, der sich gern in der Nähe von Grabstätten aufhielt. Sein Erscheinen bedeutete Krieg, Hungersnot, Krankheit oder Tod. Noch heute hält man es bei uns für ein böses Vorzeichen, wenn er sich auf einem Haus niederläßt oder in dessen Nähe sein Ruf erklingt. Ein Kranker hält seinen nächtlichen Schrei für seinen Todesruf. Schon Fischart besaß die gleiche Vorstellung, denn er schrieb in seinem ›Eulenspiegel‹ (446H):

   ach, leider, es ist nun an diesem,
   dasz Eulenspiegel wil beschlieszen,.
   der uhu schüttelt nun die flügel,
   das todtenvöglein sitzt aufm hausz.

Der Uhu aus der Krähenhütte sein: sich in exponierter Stellung befinden und von allen Seiten angegriffen werden. Konrad von Megenberg (›Buch der Natur‹ 143) berichtet bereits, daß der Uhu der Feind aller Vögel sei und daß diese ihn ebenfalls angreifen und bedrängen, wenn er ihnen nicht entgehen kann. Diese Tatsache nutzte man beim Vogelfang in der Krähenhütte: der Uhu lockte seine Feinde in die Falle, wenn sie ihn wütend angriffen. Bismarck gebrauchte die Redensart von sich selbst, als er sich in einer ähnlichen Bedrängnis befand (›Reden‹ X, 242, 245). Vergleiche hierzu das niederdeutsche Sprichwort ›He was dar als de Ule unner de kreien‹ ( Eule). Goethe (›Sprüche in Reimen‹) wendete das Bild vom ›Uhu unter den Krähen‹ auf die schlechten Eigenschaften eines Unternehmers an, der von seinen Konkurrenten bedrängt wird, und spottete und mahnte:

   Will Vogelfang dir nicht geraten,
   So magst du deinen Schuhu braten.

Uhl.

• O. KELLER: Die antike Tierwelt 2 (Leipzig 1913), S. 36-37; Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens VIII, Spalte 1287-1293, Artikel ›Uhu‹ von W.-E. PEUCKERT; E. INGERSOLL: Birds in legend, fable and folklore (New York 1923), Neudruck Detroit [Mich.] 1968; E. und L. GATTIKER: Die Vögel im Volksglauben (Wiesbaden 1989), S. 329-333.
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