Redensarten Lexikon
Tuch
Wie ein rotes Tuch wirken: aufreizend wirken; eine erst in neuerer Zeit belegte Redensart, die vom Stierkampf hergeleitet ist. Bismarck sagte im Reichstag (›Reden‹ IX, 425): »Ich wirke gewissermaßen wie das rote Tuch – ich will den Vergleich nicht fortsetzen«. Kein Tuch von einer Farbe sein: es herrschen widersprechende Ansichten, gleicher Sinn und Charakter fehlen in einer Gemeinschaft. Vergleiche niederländisch ›Het is geen laken van eene kleur‹.
Zweierlei Tuch nannte man früher die Uniform der Soldaten, an der Kragen und Aufschläge von anderer Farbe waren als der übrige Rock; dann wurde die Bezeichnung auf den Soldatenstand selbst übertragen: ›Frauen (Mädchen) lieben zweierlei Tuch‹, d.h. die Soldaten. Die Redensart wurde auch auf uniformierte Beamte, in Schwaben auch auf Jäger und Sträflinge angewandt.
Die oberdeutsche Kennzeichnung eines leichtsinnigen Menschen als ›leichtes Tuch‹ war früher so geläufig, daß man auch nur sagte: ›Du bist ein Tuch‹, auch: ›ein erzfaules Tuch‹; vgl. schwäbisch ›Der hat e leicht's Tuch am Kittel‹.
Das Tuch an fünf Zipfeln nehmen wollen: übergenau, sehr knauserig sein, zu viele Vorteile für sich haben wollen. Ins volle (ganze) Tuch schneiden kön-
nen: die ausreichenden Mittel für ein Unternehmen besitzen, nicht rechnen müssen; vgl. französisch ›Il peut tailler en plein drap‹ (veraltet).
Gut betucht sein: Finanziell und materiell sehr gut gestellt sein. In alter Zeit galten Tücher quasi als ›Hausschatz‹; so wurde auch eine Aussteuer für ein Mädchen oft nur mit Tuch zusammengestellt. Ein Tuch war auch ein Liebespfand, ⇨ Band.
• G. JUNGBAUER: Artikel ›Tuch‹, in Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens VIII, Spalte 1176-1183.}
Wie ein rotes Tuch wirken. Politische Karikatur von Wolter, 831. Aus: Badische Zeitung., Nr. 56, vom 8. März 1988.
Wie ein rotes Tuch wirken: aufreizend wirken; eine erst in neuerer Zeit belegte Redensart, die vom Stierkampf hergeleitet ist. Bismarck sagte im Reichstag (›Reden‹ IX, 425): »Ich wirke gewissermaßen wie das rote Tuch – ich will den Vergleich nicht fortsetzen«. Kein Tuch von einer Farbe sein: es herrschen widersprechende Ansichten, gleicher Sinn und Charakter fehlen in einer Gemeinschaft. Vergleiche niederländisch ›Het is geen laken van eene kleur‹.
Zweierlei Tuch nannte man früher die Uniform der Soldaten, an der Kragen und Aufschläge von anderer Farbe waren als der übrige Rock; dann wurde die Bezeichnung auf den Soldatenstand selbst übertragen: ›Frauen (Mädchen) lieben zweierlei Tuch‹, d.h. die Soldaten. Die Redensart wurde auch auf uniformierte Beamte, in Schwaben auch auf Jäger und Sträflinge angewandt.
Die oberdeutsche Kennzeichnung eines leichtsinnigen Menschen als ›leichtes Tuch‹ war früher so geläufig, daß man auch nur sagte: ›Du bist ein Tuch‹, auch: ›ein erzfaules Tuch‹; vgl. schwäbisch ›Der hat e leicht's Tuch am Kittel‹.
Das Tuch an fünf Zipfeln nehmen wollen: übergenau, sehr knauserig sein, zu viele Vorteile für sich haben wollen. Ins volle (ganze) Tuch schneiden kön-
nen: die ausreichenden Mittel für ein Unternehmen besitzen, nicht rechnen müssen; vgl. französisch ›Il peut tailler en plein drap‹ (veraltet).
Gut betucht sein: Finanziell und materiell sehr gut gestellt sein. In alter Zeit galten Tücher quasi als ›Hausschatz‹; so wurde auch eine Aussteuer für ein Mädchen oft nur mit Tuch zusammengestellt. Ein Tuch war auch ein Liebespfand, ⇨ Band.
• G. JUNGBAUER: Artikel ›Tuch‹, in Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens VIII, Spalte 1176-1183.}
Wie ein rotes Tuch wirken. Politische Karikatur von Wolter, 831. Aus: Badische Zeitung., Nr. 56, vom 8. März 1988.