Redensarten Lexikon
Trost
Nicht recht (ganz) bei Troste sein: nicht recht bei Sinnen, bei Verstand sein; besonders häufig in der Frage: Du bist wohl nicht ganz bei Trost? Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts bezeugt: »Trost wird, außer der gemeinen Bedeutung, gantz sonderbar gebraucht, wann wir sagen: He is nich recht by Trost: er ist unrichtig im Kopffe« (Richey, Idioticon Hamburgense [1755], S. 315). Bei Wieland (Sämtl. Werke [1794ff.], IV, 42):
   Denn, wenn der König manchmal
   (Was andern Königen wohl zuweilen auch geschehen)
   Nicht wohl bei Troste war.

Bei E.T.A. Hoffmann (›Der goldene Topf‹): »›Der Herr ist wohl nicht recht bei Troste!‹ sagte eine ehrbare Bürgersfrau (zum verzückten Studenten Anselmus)«. Vielleicht knüpft die Wendung an die Bedeutung ›Hilfe‹, ›Schutz‹ von ›Trost‹ an, vielleicht auch an die von ›Hoffnung‹, ›Zuversicht‹. Schwäbisch ›Des isch äller Hure Trost‹; man sagt dies, wenn einer sich damit entschuldigt, daß andere denselben Fehler gemacht haben.
   Etwas zum Trost nehmen: zum Ersatz für Verlorenes.
   Es ist ihm noch ein süßer Trost geblieben, heißt es scherzhaft, wenn jemand zwar einen Verlust erlitten hat, aber noch genug besitzt. Die Redensart bezieht sich auf eine oft parodierte Stelle aus Schillers ›Lied von der Glocke‹, wo es nach einer Brandkatastrophe, die allen Besitz vernichtete, heißt:

   Ein süßer Trost ist ihm geblieben:
   Er zählt die Häupter seiner Lieben.
   Und sieh! ihm fehlt kein teures Haupt.

Ein leidiger Trost sein: keine Hoffnung beinhalten. Die Redensart beruht auf Hiob 16, 2: Der von seinen Freunden in seinem Unglück unverstanden gebliebene Hiob antwortet, als diese ihm das Unheil der Gottlosen schildern: »Ich habe solches oft gehört. Ihr seid allzumal leidige Tröster!«
   Etwas ist nur ein schwacher (schlechter) Trost: es hilft nicht wirklich weiter, eine günstigere Aussicht für die Zukunft kann nicht gegeben werden.
   Jemandem ein Trostpflaster auflegen: ihn durch ein Geschenk beruhigen, meist von einem Kind gesagt, das gefallen ist und durch eine Süßigkeit die Tränen und Schmerzen vergißt.
   Einen Trostpreis erhalten: auch als Verlierer einen Preis erhalten, um über die Enttäuschung schneller hinwegzukommen; vgl. französisch ›recevoir un prix de consolation‹.
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