Redensarten Lexikon
trocken
Jemand ist noch nicht auf dem trockenen: die Gefahr ist noch nicht gebannt. Dagegen: Auf dem trockenen sitzen: hilflos sein, in Geldverlegenheit sein, festsitzen.    Der Realbezug der Redensart ist der Fisch, der auf dem Trockenen ersticken muß (vgl. den Gegensatz: ›wie ein Fisch im Wasser‹; ›in seinem Element sein‹), oder das Schiff, das bei Ebbe festliegt. Die Redensart ist in übertragener Anwendung seit der Mitte des 18. Jahrhunderts bezeugt. Seit dem 19. Jahrhundert bedeutet ›auf dem trockenen sitzen‹ auch: ein leeres Glas vor sich stehen haben, nichts zu trinken bekommen (vgl. ›Trockenes Gedeck‹); dazu in der Mitte des 20. Jahrhunderts umgangssprachlich: Trocken leben: den Alkohol meiden; Trocken reden: eine Unterhaltung ohne Getränke führen; Hier ist trockene Luft: hier werden keine Getränke verabreicht; Trocken sitzen: nichts zu trinken haben.
   Jemand ist trocken: hat einen nüchternen, aber treffenden Humor; aber auch: Er trinkt keinen Tropfen Alkohol mehr. Diese neuere Bedeutung stammt aus der Drogenszene und steht in Zusammenhang mit einer Entziehungskur nach Alkoholmißbrauch. Der Alkoholiker muß unbedingt abstinent bleiben, um keinen Rückfall zu erleben. Kann er dies durchhalten, darf er von sich behaupten, ›absolut trocken‹ zu sein.
   Ein besonders hagerer Mensch wird als ›Vertrocknet‹ bezeichnet Diese Vorstellung des Zusammengetrocknetseins erfährt eine Steigerung durch redensartliche Vergleiche: ›so drüge äs en Stock Holt‹ (Westfalen); ›hei es sau druck es de Forke in 't Heu‹ (Sauerland); ›so drög as'n Braotbär‹ (Altmark); ›so draige asse Pulver‹ (Grafschaft Mark). Vergleiche niederländisch ›Het is zoo droog als een puimsteen‹; ›het is zoo droog als poeder‹.
   Sein Schäfchen ins trockene bringen Schaf; Noch nicht trocken hinter den Ohren sein Ohr.
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