Redensarten Lexikon
Treue
Jemand ist treu wie Gold: man kann sich auf ihn unbedingt verlassen. Vergleiche den lateinischen Ausspruch über einen treuen Freund: ›Aurum igni probatum est‹ (= Er ist Gold, in Feuer geprüft).    Im Niederdeutschen hört man häufig: ›Treu wie Gold, nur nicht so echt‹, wobei ein leiser Zweifel ironisch ausgedrückt wird, oder man sagt scherzhaft: ›He is so tru as'n Lus‹. Die ironischen Vergleiche bezeichnen den untreuen Diener oder Beamten: Er ist so treu wie eine Katze bei süßer Milch, wie die Katze im Speisegewölbe, wie ein Kettenhund.
   Treu' und Redlichkeit üben: ein rechtschaffenes, moralisch einwandfreies Leben führen. Die Redensart ist eine Abwandlung einer Gedichtzeile von Ludwig Hölty: ›Üb immer Treu und Redlichkeit‹, aus: ›Der alte Landmann und sein Sohn‹ (1775). Heute meist verkürzt ›Auf Treu und Redlichkeit‹.
   Auf Treu und Glauben (handeln): sich auf Anstand, Ehrlichkeit und Recht verlassen, sich nach der alten guten Sitte richten; das Vertrauen eines anderen nicht enttäuschen, eigentlich: nicht von seinem gegebenen Wort, seinem Treuegelöbnis abgehen, auf das sich der andere in gutem Glauben verläßt. Vergleiche französisch ›agir de bonne foi‹. Ähnliche Wendungen sind: Treu und Glauben halten und Einen auf Treu und Glauben hingehen lassen. Die sprachliche Formel ›auf Treue und Glauben‹ war bereits im Mittelhochdeutschen üblich und wurde speziell auf das Verhalten des Minnesängers bezogen. Der höchste Lohn für einen dienenden Ritter war eine Liebesnacht, die ihm seine verehrte Dame nach langem Werben und Drängen manchmal gewährte. Diese mußte im 12. und 13. Jahrhundert jedoch unbedingt enthaltsam bleiben, was man ›beischlafen‹ oder ›Schlaf auf Treu und Glauben‹ nannte. In der ›Zimmerischen Chronik‹ (16. Jahrhundert) ist das »beischlafen uff glauben« als eine »in Sachsen und dann in Niderland an etlichen Orten« bekannte Sitte bezeugt.
   Im bäuerlichen Bereich ist die Sitte des Schlafens auf Treu und Glauben vom 17. bis zum beginnenden 20. Jahrhundert bezeugt. Das Niederländische kennt im 17. Jahrhundert die beiden Redensarten: ›op er en deugd queesten‹, auf Ehr und Tugend schlafen, oder: ›op goed vertrowen‹. Im Niederdeutschen heißt das: ›uppe truwe und loven bislapen‹, und auch im Berner Oberland übte man das Miteinanderverkehren auf Ehre und Treue.
   Bei meiner Treu! gilt als häufiger Ausruf des Erstaunens oder wird als Beteuerungsformel gebraucht, ähnlich schweizerisch ›Bi Treu und Säligkeit!‹

• K.R.V. WIKMAN: Die Einleitung der Ehe, Acta Academiae Aboensis, Humaniora XI, 1 (Abo 1937); W. -E. PEUCKERT: Ehe, Weiberzeit, Männerzeit, Saeterehe, Hofehe, freie Liebe (Hamburg 1955), S. 394f.
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