Redensarten Lexikon
Topf
Der Topf will klüger sein als der Töpfer: ein Schüler will mehr wissen als sein Lehrer; Ei. Dieses sprachliche Bild ist biblischen Ursprungs: Jes 29, 16 heißt es: »Wie seid ihr so verkehrt! Gleich als wenn des Töpfers Ton gedächte und ein Werk spräche von seinem Meister:. Er kennt mich nicht« und Jes 45, 9: »Weh dem, der mit seinem Schöpfer hadert, eine Scherbe wie andere irdene Scherben. Spricht auch der Ton zu seinem Töpfer: Was machst du? Du beweisest deine Hände nicht an deinem Werke«.    Alles in einen Topf werfen: Verschiedenartiges gleich behandeln, alles vermengen, gleichmäßig behandeln und somit der Eigenart der einzelnen Dinge oder Fälle nicht gerecht werden; in älterer Form 1671 bei Christian Weise in dem Roman ›Die drei Hauptverderber‹ (S. 85): »dass man den rechten Gebrauch mit dem Mißbrauch in einem Topffe kochen will«. Goethe (Weimarer Ausgabe 37, 195): »Nachdem die Herren Theorienschmiede alle Bemerkungen in der Dichtkunst, der Mahlerei und Sculptur in einem Topf gerüttelt hatten, so wäre es Zeit, daß man sie wieder herausholte«. Bismarck (›Reden‹ I, 169): »In Bauerndörfern sollten die Bauernhöfe alle in einen Topf geworfen werden«. Im Oberharz heißt ›Ä Topp un ä Löffel sein‹, enge Freundschaft halten, vgl. ›Ein Herz und eine Seele sein‹.
   Wie Topf und Deckel zusammenpassen: sehr gut, so als wären sie von Anfang an füreinander bestimmt. Mit dieser Redensart umschreibt man auch, daß das sexuelle Zusammensein eines Paares gut harmoniert. Deshalb auch in Heiratsannoncen: »Suche passenden Deckel zu Topf«. Vergleiche dazu das Sprichwort: ›Auf jeden Topf gehört ein Deckel‹; mundartlich ›Jeder Pott hat en Deckel‹, Pott.
   Es ist noch nicht in dem Topfe, wo es kochen soll: es ist noch nicht richtig im Gange; niederdeutsch heißt es dafür: ›Dat is lange nich in't Fat, wo't suren sal!‹ (in dem Faß, wo es sauern, pökeln soll).
   Der Topf kocht über: Die Sache geht schief, vgl. lateinisch ›Olla male fervet‹ (Petronius) und französisch ›le pot s'enfuit‹.
   Den Topf beim Henkel fassen: eine Sache an ihrem besten Anknüpfungspunkt anfassen.
   Einen mit dem Topflappen gekriegt haben: nicht ganz bei Verstand sein.
   Töpfchengucker oder Topfgucker ist die umgangssprachliche und mundartliche Bezeichnung für einen Neugierigen. 1893 bei Gerhart Hauptmann: »Toppgucken is nich!« (›Biberpelz‹).

• K. KRÜGER: Der Topf will klüger sein als der Töpfer, in: Zeitschrift für den deutschen Unterricht 5 (1891), S. 278-279.
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