Redensarten Lexikon
Tomate
Eine treulose Tomate sein: ein unzuverlässiger Mensch sein, der Verabredungen und Abmachungen nicht einhält, aber auch: ein Freund, ein Bekannter, der nicht schrieb oder sich lange nicht sehen ließ.    Diese Redensart ist seit 1920 verbreitet und bezieht sich entweder auf die ersten Mißerfolge beim Tomatenanbau größeren Stils am Ende des 19. Jahrhunderts oder, was wahrscheinlicher ist, als Schelte auf die im 1. Weltkrieg als unzuverlässig und treubrüchig geltenden Italiener. Da sie viel Tomaten anbauten und aßen, wurden sie damit identifilziert; ähnlich bezeichnete man sie in dieser Zeit auch als ›Treubruchnudeln‹. Alle Redensarten über die Tomate sind zu Beginn oder in der Mitte des 20. Jahrhunderts entstanden, da die Tomate erst seit der Revolution in der französischen Küche beliebt wurde und später als Gemüsepflanze zu uns gelangte. Die aus Mexiko stammende Tomate wurde seit dem 16. Jahrhundert besonders in süddeutschen Gärten nur als Zierpflanze gezogen; weil sie für giftig galt, und sie auch unter den Namen ›Paradies–‹, ›Gold–‹ und ›Liebesapfel‹ bekannt war, kann das Adjektiv ›treulos‹ in der Assoziation zu ›Liebe‹ und ›Gift‹ der Tomate später beigefügt worden sein.
   Eine faule Tomate sein: ein Versager sein, keinen Wert besitzen.
   Rot wie eine Tomate werden: vor Scham oder Verlegenheit stark erröten. Der redensartliche Vergleich dient der Steigerung; vgl. französisch ›rouge comme une tomate‹.
   Tomaten auf den Augen haben: etwas übersehen, auch: übernächtigt aussehen, noch nicht ganz munter sein. Ähnlich: Tomaten unter den Augen haben: Schatten unter den Augen haben, müde oder krank aussehen. Als Umschreibung für ›dumm sein‹ entstand die schülersprachlich noch junge Redensart Tomaten auf der Brille haben.
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