Redensarten Lexikon
toll
Toll und voll: völlig betrunken; eine verstärkende Reimformel; ursprünglich ›Voll und toll‹, so noch oft bei Luther, z.B. ›An den christlichen Adel deutscher Nation‹ (Werke I, 298b). »ßo wurdenn sie zu Rom mercken, das, die deutschen nit alletzeit tol und vol sein«. Im ›Ambraser Liederbuch‹ (164, 11) heißt es dagegen: »und solt ich werden taub und toll« (ganz betrunken). In Umgangssprache und Mundarten ist die Redensart reich belegt, z.T. auch in erweiterter Form: »Voller Kropf, toller Kopf«; niederdeutsch ›En full Mann, en dull Mann‹; auch: ›'n fullen Kiärl is 'n dullen Kiärl!‹    Die niederdeutsche Redensart ›Dei hätt 'n dullen Kopp‹ meint: Er ist unnachgiebig, ein Dickkopf, ein Trotzkopf.
   Im Sinne des Außerordentlichen prägt toll als Modewort eine Anzahl von festen umgangssprachlichen Wendungen, wie Toll vor Freude, Jemand ist toll auf etwas: versessen; Toll essen (trinken, schlafen u.a.): unmäßig. Etwas zu toll treiben: über das Maß des Vernünftigen hinausgehen. Es kommt noch toller; es wird noch schlimmer.
   Jemand hat Tollbeeren gegessen: er ist nicht bei Verstand. Immermann 1839 (Werke 2, 333 Maync): »Ich glaube, der hat Tollbeeren gefressen«. Die Redensart bezieht sich auf die angeblich toll (d.h. wahnsinnig) machende Tollbeere oder Tollkirsche (Atropa belladonna).
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: toll