Redensarten Lexikon
Tobias
Tobias sechs, Vers drei wird scherzhaft oder rügend zu einem Gähnenden gesagt, der die Hand nicht vor den Mund nimmt. Die Wendung dient ebenso als Ausdruck der Langeweile, oder man kritisiert damit eine langweilige Gesellschaft. Tob 6, 3 steht u.a.: »O Herr, er will mich fressen!« In seiner Rede zum Shakespeare-Tag am 14. Oktober 1771 wendet Goethe die Worte »Herr, er will uns fressen« als Ausdruck der Furcht vor einer schreckenerregenden, ungewohnten Erscheinung an.    Die Tobiasnächte halten: nach der Vermählung enthaltsam bleiben. Tob 8 wird berichtet, daß Tobias in seiner Hochzeitsnacht betete und enthaltsam blieb und dadurch den bösen Geist Asmodeus überwand, der in seine Braut gefahren war und bereits sieben seiner Vorgänger getötet hatte. Die Forderung der Enthaltsamkeit und des keuschen Beilagers spielt auch im älteren Hochzeitsbrauchtum eine Rolle.

• P. GEIGER: Zum Kiltgang, in: Schweizerisches Archiv für Volkskunde 20 (1916), besonders S. 153-154; Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens II, Spalte 586, Artikel ›Ehe‹ von KUMMER; Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens III, Spalte 739, Artikel ›Geschlechtsverkehr‹ von KUMMER; Religion in Geschichte und Gegenwart. VI (3. Auflage 1961), 907; W.-E.
PEUCKERT: Ehe, Weiberzeit, Männerzeit, Saeterehe, Hofehe, freie Liebe (Hamburg 1955); H.L. JANSEN: Die Hochzeitsriten im Tobitbuche, in: Temenos, I (Helsinki 1965), S. 142ff.; L. RÖHRICH: Tabus in Volksbräuchen, Sagen und Märchen, in: Festschrift Werner Neuse (Berlin 1967).
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