Redensarten Lexikon
Tinte
In die (dicke) Tinte geraten: in Unglück oder Verlegenheit geraten; In der Tinte sitzen: in der Klemme, in der Patsche sitzen. Schon 1520 bei Geiler von Kaysersberg in den Predigten zu Sebastian Brants ›Narrenschiff‹ (130d): »Du bist voller sünd. du steckst mitten in der tincten«. Vergleiche H. Hoffmanns ›Struwwelpeter‹.    Tief in der Tinte stecken: in großer Verlegenheit sein. Tinte als dunkle, schmutzige Flüssigkeit steht in diesen Redensarten parallel mit den gleichbedeutenden Worten ›Brühe‹, ›Patsche‹, ›Sauce‹ usw.; vgl. französisch ›être dans la panade‹ wörtlich: in der Brotsuppe stecken; entsprechend Aus der Tinte kommen, Sich (oder jemandem) aus der Tinte helfen.
   Du hast wohl Tinte gesoffen?: Du bist wohl verrückt?; in diesem Sinne Gottfr. Keller in den ›Mißbrauchten Liebesbriefen‹ (Gesammelte Werke, V. 148): »O du Erznarr! Du mußt Tinte gesoffen haben, daß du ein solches Weibchen kannst fahren lassen!«
   Da möchte man doch Tinte saufen! sagt man, wenn man über etwas entrüstet ist oder sich verwundert.
   Er ist mit Tinte rein gewaschen: er ist vor Gericht freigesprochen worden aus Mangel an Beweisen.
   Sich mit Tinte waschen: etwas schöner machen wollen und dadurch verderben.
   Darüber ist viel Tinte verspritzt worden: es ist viel Unnötiges darüber geschrieben worden.
   Jemand kann die Tinte nicht halten: jemand wird leicht aggressiv und kann mit seiner Meinung nicht zurückhalten; er ist ein Vielschreiber.
   Klar wie dicke Tinte klar.

• ANONYM: Du hast wohl Tinte getrunken, in: Sprachpflege 10 (1961), S. 122.}

In der Tinte sitzen. Handkolorierter Kupferstich aus: Sprichwörter, deutsche, eine Auswahl vorzüglicher alter Denk- und Weisheitssprüche zur Veredlung des Geistes und Herzens. Ein Bilderbuch für die Jugend, Nürnberg um 1836 (Renner und Comp.).
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Ansicht: Tinte