Redensarten Lexikon
Teppich
Auf den (breiten) Teppich treten: in älterer Zeit gleichbedeutend mit ›heiraten‹, da vor den Traualtar ein Teppich gelegt wurde. Die Redensart ist literarisch bezeugt bei Hippel (›Über die Ehe‹ 176): ›Wehe dem Mädchen, das darum auf den Teppich tritt, weil es Lust hat, auszuschweifen«.    Auf dem Teppich bleiben: sachlich bleiben, sich gesittet benehmen, also sich so verhalten, wie es sich in einem vornehmen Raum mit einem kostbaren Teppich gehört. Vielleicht ist die Redensart aber auch als Entstellung aus Tapet entstanden, da das Wort Teppich im 7. Jahrhundert aus dem Romanischen entlehnt wurde und mit lateinisch ›tapetum‹ im Zusammenhang steht, wie niederdeutsche und niederländische Lautformen (tapijt, tep(pe)t) beweisen. Dazu würden dann auch die Redensarten Auf dem Teppich sein: eine günstige Gelegenheit zu nutzen wissen, und Das kommt nicht auf den Teppich!: es kommt nicht in Betracht, nicht in Frage, als Abwandlungen von ›Tapet‹ in Beziehung stehen.
   Eine schülersprachlich besonders in Norddeutschland bekannte neue Redensart als Umschreibung für geistige Beschränktheit ist: Geistig (zu weit) unter den Teppich gerutscht sein.
   Etwas unter den Teppich kehren: aus der Diskussion ausklammern, von der Tagesordnung absetzen, nicht zu Ende diskutieren, weil man die Problematik scheut und zu umgehen sucht.
   Für jemanden den roten Teppich ausrollen: ihn als Gast mit höchsten Ehren empfangen. Zum Protokoll gehört es, daß bei Staatsbesuchen (Präsidenten, Parteichefs etc.) von der Flugzeugtreppe oder vom Eisenbahnabteil ein roter Teppich ausgerollt wird, auf dem der Staatsgast in Empfang genommen wird.

Etwas unter den Teppich kehren. Karikatur von Haitzinger, 77. Aus: DER SPIEGEL, Nr. 2, 1978.
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