Redensarten Lexikon
Tabak
Das ist starker Tabak (niederdeutsch: Tobak): das ist eine starke Zumutung, eine große Unverschämtheit, ein derber Witz, ein grobes Wort, etwas Unerhörtes. Die Redensart beruht auf dem Schwank (Aarne- Thompson 1157) vom Teufel, der im Wald einem Jäger begegnet und ihn fragt, was er da in der Hand halte und welchen Zweck das habe; darauf gibt der Jäger sein Gewehr für eine Tabaksdose aus, und als der Teufel um eine Prise bittet, schießt ihm der Jäger eine Ladung ins Gesicht, worauf der Teufel sagt: ›Das ist starker Tabak‹. Im niederdeutschen Raum hat sich der Schwank vom geprellten Teufel zu einem Sagwort verdichtet: ›Dat 's n starken Toback, säd de Düwel, as de Jäger em in't Mul schäten harr, un spogt de Hagelkürn ut‹; literarisch z.B. bei Goethe (Weimarer Ausgabe, Briefe, I, 217): »Ey! ey! das ist starker Toback!«    August Kopisch hat zu dieser Redensart ein Gedicht geschrieben, worin ein Wilddieb den Teufel hintergeht. Der Teufel, der eine Flinte für eine Tabakspfeife hält, läßt sich von dem Wilddieb in die Nase schießen, im Glauben, er rauche. Die letzte Strophe lautet:
   Dem Teufel der Schrot in die Nase schießt,
   Da schüttelt er, spuckt, rennt, ruft und niest:
   »Ein starker Tabak, ein Teufelstabak!«

Das ist alter Tabak: das ist eine bekannte oder längst abgeschlossene Sache. Von jemandem, der alles verträgt und ohne Bedenken alles glaubt, heißt es: Für den ist kein Tabak zu stark.
   Im Schwäbischen gilt der Ausdruck ›Nex Tabacks!‹ als Zeichen der Ablehnung in der Bedeutung: Es wird nichts daraus.
   Keine Pfeife Tabak wert sein: nichts wert sein. Diese Umschreibung für ›nichts‹ begegnet auch im Niederländischen: ›Dat is geene pijp tabak waard‹, und in anderen deutschen Redensarten. So heißt es z.B. in Bedburg: ›Ich gev ken Pîf Tuback nich für se Leaven‹.; Deut.
   Etwas war Anno Tobak: eine Begebenheit ist schon ziemlich lange her; zu ›Urgroßvaters Zeiten‹, ›Anno dazumal‹ (auch pfälzisch ›duwwägl‹) passiert; Anno.

• A. WÜNSCHE: Der Sagenkreis vom geprellten Teufel (Leipzig und Wien 1905); ENZYKLOPÄDIE DES MÄRCHENS SCHRANKA: Tabak- Anekdoten (Köln 1914); R. CUDELL: Das Buch vom Tabak (Köln 1927); L. RÖHRICH: Sprichwörtliche Redensarten aus Volkserzählungen, S. 248; CL. LÉVI-STRAUSS: Mythologica II. Vom Honig zur Asche (Paris 1966), deutsche Ausgabe (Frankfurt/M. 1972), S. 13ff.: Tabak-Metaphern; L. RÖHRICH: Teufelsmärchen und Teufelssagen, in: Sage und Märchen (Freiburg 1976), S. 252-272. Weitere Literatur rauchen.
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