Redensarten Lexikon
Sündenregister
Jemandem sein Sündenregister vorhalten: ihm seine Fehler vorwerfen, die er im Laufe der Zeit gemacht hat. Der Ausdruck ›Sündenregister‹ beruht auf der mittelalterlichen Auffassung, daß der Teufel alle Sünden der Menschen aufschreibe, um nach ihrem Tode dieses Register vorzeigen zu können, wenn über ihre Seele von Gott Gericht gehalten wird. In übertragenem Sinne ist die Redensart seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bezeugt; ursprünglich war das ›Sündenregister‹ auch eine kirchliche Liste der häufigsten Einzelsünden, besonders für den Beichtgebrauch. Danach sagt man auch: Dein Sündenregister ist voll. Wahrscheinlich besteht bei dieser Wendung auch ein Zusammenhang mit dem Sündenregister auf der Kuhhaut und der Redensart ›Das geht auf keine Kuhhaut‹.    Jemandes Sündenregister aufschlagen: die schlechten Eigenschaften und Untugenden von jemandem vor der Öffentlichkeit ausbreiten, seine versteckten Schandtaten bekanntmachen, um sein Ansehen zu untergraben. Vergleiche niederländisch ›iemands doopceel lichten‹, seinen Taufschein untersuchen, um seiner Abstammung nachzuspüren mit dem Versuch, ihn dadurch zu beschämen und in der Gesellschaft unmöglich zu machen.
• J. BOLTE: Der Teufel in der Kirche, in: Zeitschrift für vgl.nde Literaturgeschichte, N.F. 11 (1897), S. 249-266; R. WILDHABER: Das Sündenregister auf der Kuhhaut, Folklore Fellows Communication 163 (Helsinki 1955); L. RÖHRICH: Sprichwörtliche Redensarten in bildlichen Zeugnissen, in: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde (1959), S. 75f.; DERS.: Sprichwörtliche Redensarten aus Volkserzählungen, in: Volk. Sprache. Dichtung, Festgabe für Kurt Wagner (Gießen 1960), S. 266f.; DERS.: Der Teufel in der Kirche und das Sündenregister auf der Kuhhaut, in: Erzählungen des späten Mittelalter, Bd. I (Bern – München 1962), S. 113-123 und S. 267-274.
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