Redensarten Lexikon
Stück
Ein schweres Stück liefern: eine unschöne Handlung, eine grobe Dummheit begehen. Vergleiche schwäbisch ›Er tuot mer koa guots Stückle‹. Ähnliches meint die heute häufiger benutzte Redensart Sich ein Stück leisten: einen Streich vollbringen, etwas Törichtes tun und sich selbst dadurch schaden, die Achtung anderer durch sein unbedachtes Handeln verlieren. Mit ›Stück‹ ist hierbei die listige Tat, die sittlich bedenkliche Handlungsweise gemeint, vgl. auch ›Bubenstück‹, ›Heldenstück‹ und ›Kunststück‹.    Das ist ein starkes Stück!: das ist unglaublich, das ist eine Unverschämtheit. Die Redensart ist eine Verkürzung von ›Das ist ein starkes Stück, das er sich herausgenommen hat‹ und bezieht sich auf unschickliches Benehmen bei einem Gastmahl, wenn sich jemand rücksichtslos das größte Stück heraussucht; vgl. französisch ›C'est un peu fort‹.
   Das beste Stück sein: scherzhafte Bezeichnung für den Ehepartner. Vergleiche ›Die bessere Hälfte sein‹. ›Stück‹ steht in den Redensarten häufig für Mensch, man spricht deshalb auch von einem ›Guten Stück‹, einem gutmütigen, hilfsbereiten Menschen, und einem ›Frechen Stück‹, einer unverschämten Person; Herz.
   Große Stücke auf jemanden (etwas) halten (set-
zen): ihm sehr viel vertrauen, ihn wertschätzen und viel von ihm erwarten. Die Wendung ist seit dem 17. Jahrhundert bezeugt und ist wahrscheinlich vom Wetten hergenommen, wo im Vertrauen und in der Hoffnung auf einen guten Gewinn ein großer ›Einsatz‹, das heißt ein hoher Geldbetrag, gewagt wird.
   Man wird zwei Stücke aus ihm machen: man wird ihn hinrichten. Die Wendung gehört zu den verhüllenden Ausdrücken der älteren Rechtsprechung und meint die Enthauptung mit Schwert oder Beil. Vergleiche auch das Sprichwort ›Zwei Stück aus einem machen, daß der Leib das größte und der Kopf der kleinste Teil bleibt‹.
   Sich von jemandem ein Stück abschneiden können: jemanden zum Vorbild nehmen, abschneiden.
   Er hat ein Stück vom Schulsack gefressen: er besitzt nur eine recht mangelhafte Bildung, Schulsack.
   Mehrere Stücke verbrochen haben: mehrere Theaterstücke verfaßt haben, eine scherzhafte, moderne Wendung, die das Schreiben von mittelmäßigen und schlechten Stücken als ein ›Verbrechen‹ kennzeichnet.
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