Redensarten Lexikon
Stube
Die Stube zum Fenster hinauswerfen wollen: äußerst ausgelassen und zu allen Streichen aufgelegt sein; in toller Laune zu allem fähig sein und Freude am Tumult haben, eigentlich: in einer solchen Stimmung sein, daß man vor Übermut alles Zimmergerät zum Fenster hinauswerfen könnte. Die Redensart ist im Obersächsischen seit dem 17. Jahrhundert bezeugt. Sie erinnert an den Studentenulk, einem anderen ›Die Bude auf den Kopf zu stellen‹, ihm alles in Unordnung zu bringen und ihm damit einen Streich zu spielen; auch als ›Budenzauber‹ bezeichnet. Gelegentlich wurde jedoch bei einem städtischen Aufruhr damit wirklich Ernst gemacht. Einem verhaßten Mann wurde das Haus gestürmt und die Einrichtung zerstört und auf die Straße geworfen. Vergleiche auch englisch ›to throw the house out of the window‹.    Die Stube ist nicht gekehrt: es gibt unwillkommene Zuhörer; mit Rücksicht auf anwesende Personen kann man nicht alles sagen, was man möchte.
   Immer herein in die gute Stube! Diese Wendung fordert zum Nähertreten auf und ist wohl von Berlin ausgegangen: ›Immer rin in die jute Stube‹ heißt dort die burschikose Aufforderung. Die ›gute Stube‹ war ein Raum, der von der Familie nur benutzt wurde, um darin Besuche zu empfangen, Pracht.
   Stuben vermieten: geheime Prostitution treiben, eine Umschreibung für die käufliche Liebe selbständiger Frauen.
   In der Stube hocken: nicht an die frische Luft gehen, viel arbeiten, menschenscheu sein.

• V.V. GERAMB: Artikel ›Stube‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens IX (Nachtr.) Spalte 782-788; E. MEYER-HEISIG: Die deutsche Bauernstube (Nürnberg 1952); E. MEIER- OBERIST: Kulturgeschichte des Wohnens im abendländischen Raum (Hamburg 1956).
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