Redensarten Lexikon
Struwwelpeter
Ein Struwwelpeter sein: ungepflegt erscheinen, seine Haare nicht schneiden, waschen und kämmen lassen und sie deshalb wirr um seinen Kopf stehen haben. Diese Wendung wird meist mißbilligend, aber auch scherzhaft zu einem Kind gesagt. ›Struwwelpeter‹ ist der sprichwörtliche gewordene Name des zu Weihnachten 1845 erstmals erschienenen Kinder- und Bilderbuches von dem Frankfurter Arzt Dr. Heinrich Hoffmann. Die Wendung bezieht sich auf das von Hoffmann als abschreckendes Beispiel gezeichnete Titelbild und den Titelhelden des in fast alle europäischen Sprachen übersetzten Buches, von dem es heißt:
   An den Händen beiden
   Ließ er sich nicht schneiden
   Seine Nägel fast ein Jahr;
   Kämmen ließ er nicht sein Haar.

In der Form ›Strubbelpeter‹ begegnet das Wort schon früher. Als der junge Goethe 1765-68 in Leipzig studierte, nannte ihn die Frau des Kupferstechers Stock ›Den Frankfurter Strubbelpeter‹ und zwang ihn, sich das Haar auskämmen zu lassen.
   Wegen ihrer ungewöhnlichen Haartracht wurden die ›Beatles‹ bekannt und bei uns als ›Pilzköpfe‹ bezeichnet.

• H. MÜLLER: »Struwwelpeter« und Struwwelpetriaden, in: K. Doderer und H. Müller (Hrsg.): Das Bilderbuch. Geschichte und Entwicklung des Bilderbuches in Deutschland von den Anfängen bis zur Gegenwart (Weinheim – Basel 21975), S. 141-182; M.-L. KÖNNEKER: Dr. Heinrich Hoffmanns Struwwelpeter. Untersuchungen zur Entstehungs- und Funktionsgeschichte eines bürgerlichen Bilderbuches (Stuttgart 1977).}

Der Struwwelpeter. Titelblatt des Struwwelpeter von Heinrich Hoffmann, 1844.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Struwwelpeter