Redensarten Lexikon
Strumpf
Sich auf die Strümpfe machen: einen Weg antreten, sich davonmachen, fortgehen, ursprünglich wohl: sich heimlich auf den Strümpfen aus dem Hause schleichen, um nicht bemerkt zu werden. Die Redensart ist eine Parallelbildung zu ›Sich auf die Socken machen‹, Socke. Da ›Socke‹ ursprünglich den niedrigen Schuh bezeichnet, setzt die Wendung eine Bedeutungsveränderung zu ›kurzer Strumpf‹ voraus. Sie ist erst seit 1795 studentensprachlich bezeugt. Die Redensart Er hat sich früh auf die Strümpfe gemacht meint: er will eine günstige Gelegenheit nicht verpassen und beginnt frühzeitig. Holtei gebrauchte diese Wendung in seinem ›Eselsfresser‹ (I, 228). Vergleiche auch niederländisch ›Hij is vroeg in de kousen‹.    Auf die Strümpfe kommen: Erfolg haben, in seinen wirtschaftlichen Verhältnissen gut vorankommen. Da die Strümpfe erst seit Anfang des 17. Jahrhunderts als Bekleidungsstücke in Gebrauch kamen, waren sie zunächst noch Luxusartikel, die sich nicht jeder leisten konnte. Wer Strümpfe trug, galt deshalb als besonders wohlhabend.
   Jemandem auf die Strümpfe helfen oder Jemanden auf den Strumpf bringen: jemanden aus einer Verlegenheit helfen, ihn unterstützen. Vergleiche ›Jemandem auf die Beine helfen‹, Bein.
   Gut im (auf dem) Strumpf sein: gesund und munter sein, sich in angenehmer Lage befinden. Heinrich Heine schrieb in einem Brief an Josef Lehmann (Hamburg, 26. Mai 1826): »Meine Gesundheit verbessert sich allmählig, und komme ich einmal ganz auf den Strumpf, so dürfen Sie viel Erfreuliches von mir erwarten«. ›Er isch (nicht) im Strumpf‹: er ist gut (übel) gelaunt, sagt man in der Schweiz, allgemein verbreitet ist die Wendung Die Strümpfe verkehrt angezogen haben: schon am Morgen übelgelaunt sein.
   Dicke Strümpfe anhaben, auch: Zwei Paar Strümpfe anhaben: schlecht hören oder nicht hören wollen; sehr langsam denken. Die Strümpfe über einer Regentonne getrocknet haben: scherzhafte Beschreibung eines Menschen mit gekrümmten Beinen. Die Wendung ist soldatensprachlich 1914/18 aufgekommen. Im Niederdeutschen heißt es ähnlich von einer O-Beinigen: ›Die hat ihre Strümpfe über einer Tonne gebügelt‹.
   Ißt oder trinkt man etwas Saures, sagt man auch gern: ›Das zieht einem die Strümpfe zusammen‹ oder ›Das zieht einem (ja) die Löcher in den Strümpfen zusammen‹.
   Etwas in den Strumpf stecken: sein Geld nicht auf die Bank tragen, sondern zu Hause in einem Strumpf aufbewahren und verstecken, heute besonders in der Bedeutung von geizig sein, sich selbst nichts gönnen;
vgl. französisch ›bas le laine‹ (Wollstrumpf für die Ersparnisse).
   In der seit Luther belegten Redensart mit Strumpf und Stiel ausrotten hat Strumpf seine ursprüngliche Bedeutung Baumstumpf bewahrt; gleich alt ist ›Mit Stumpf und Stiel‹. Erst im 18. Jahrhundert tritt die Form ›Mit Strunk und Stiel‹ auf.

• G. JUNGBAUER: Artikel ›Strumpf‹, ›Strumpfband‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens VIII, Spalte 545-559.}

Strümpfe stricken. Detail aus Münchener Bilderbogen Nr. 117: Das Einmaleins in Reimen und Bildern. Dritter Bogen.
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