Redensarten Lexikon
Strohmann
Einen Strohmann vorschieben: einen anderen vorschicken, um den eigentlich Handelnden, den wahren Interessenten zu verdecken, in dessen Auftrag ein Geschäft gemacht, ein Vertrag geschlossen wird, Aktien erworben oder gar Firmen gegründet werden. Die Bezeichnung ›Strohmann‹ ist neueren Ursprungs und wahrscheinlich entlehnt aus dem französisch ›homme du paille‹. Man kann aber auch an eine als Strohmann ausgebildete Vogelscheuche denken, die ja ebenfalls einen Menschen vortäuscht.    Redensartliche Wendungen um den ›Strohmann‹ begegnen am häufigsten in bezug auf Geschäftswelt und Hochfinanz. Auch in der Sprache der Politik ist der Ausdruck geläufig. Er bezeichnet namhafte Persönlichkeiten, die sich leicht ›einspannen‹ und ›lenken‹ lassen, oft, ohne es selbst zu merken: Für jemanden (etwas) als Strohmann dienen, auch: Nur als Strohmann gebraucht werden: keine eigene Macht und Kompetenz besitzen, seinen guten Namen mißbrauchen lassen.
   Nicht den Strohmann für andere machen wollen, auch: Sich nicht als Strohmann hergeben wollen: sich zu schade sein, dunkle Machenschaften anderer zu unterstützen, gegen das falsche Spiel aufbegehren, das mit einem getrieben werden soll.
   Die übertragene Bedeutung kann auf den tatsächlichen Gebrauch einer Strohpuppe als einer Art Stellvertreterfigur für einen bestimmten Menschen zurückgehen, wie dies in verschiedenen Bräuchen noch heute üblich ist (Fastnacht, Verbrennung oder Ertränkung von Spottfiguren, Lazarus Strohmanus in Jülich), prellen.
   Der ›Strohmann‹, ein Mensch ohne Macht, Einfluß und Geltung läßt willenlos alles mit sich geschehen, deshalb kann auch ein an Geist und Körper schwächlicher Mensch und ein impotenter Liebhaber so bezeichnet werden.
   Goethe gebraucht den Ausdruck literarisch in seinem ›Werther‹ im Sinne von lebensfremder, verknöcherter Mensch: »Collegien und Ämter scheinen ihm (Werther) den Menschen zu vernichten und an seiner Stelle nur Philister und Strohmänner zu bilden«.
   Auch im Kartenspiel kann ein ›Strohmann‹ nötig werden. Er fungiert dann als Ersatzmann für einen fehlenden Spieler; beim Whistspiel gilt er als fingierter Partner.

• D.R. MOSER: Lazarus Strohmanus Jülich (Jülich 2. Auflage 1980),}

Einen Strohmann vorschieben. Karikatur von Haitzinger, vom ll.II.82. Aus: DER SPIEGEL, Nr. 7, 1982.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Strohmann