Redensarten Lexikon
stricken
Sich selbst einen Strick drehen: seinen Untergang selbst herbeiführen. Jemandem einen Strick (aus etwas) drehen: eine Sache böswillig gegen ihn benutzen, ihn wegen einer unbedachten Äußerung oder Tat zu Fall bringen. Da diese Redensart im Erzgebirgischen noch einen Zusatz erhält: ›daß er darin hängenbleibt‹, kann an einen Zusammenhang mit Jagd und Vogelstellerei gedacht werden, wo man Tiere durch ›Fallstricke‹ zu überlisten sucht. Wahrscheinlich ist aber der Strick zum Hängen gemeint, so daß die Redensart aus der Welt des Rechts stammt (vgl. Bairisches Jahrbuch für Volkskunde, 1962, S. 54b). Der Hinweis auf die Verurteilung zum Galgen ist auch in den folgenden Redensarten deutlich: Einem zum Strick verhelfen: ihn der gerechten Strafe zuführen; An seinem Strick spinnen: auf dem Wege zum Galgen sein; vgl. niederländisch ›Hij spint zijnen Strop‹; Den Strick (längst) verdient haben: genug Verbrechen begangen haben, die mit dem Tode bestraft werden, vgl. lateinisch ›Culleo dignus est‹; Den Strick (zum Hängen) nicht wert sein: gar nichts taugen, vgl. ›Die Kugel ist zu schade für ihn‹ und französisch ›Cet homme file sa corde‹ (veraltet); Einem den Strick um den Hals legen: ihn an den Galgen bringen. Ähnlich heißt es schon im ›Eulenspiegel‹ (LII): »Ein strick an halß wolt ich dir werffen«. Vergleiche französisch ›Se mettre la corde au cou‹ (wörtlich: sich den Strick um den Hals legen), im Sinne von heiraten. Das Sprichwort ›Im Hause eines Gehängten darf man nicht vom Strick reden‹, als Warnung vor leichtsinnigen, zweideutigen Anspielungen, hat seine genaue Entsprechung im Französischen: ›Il ne faut pas parler de corde dans la maison d'un pendu‹.
Mit Jungfer Strick kopuliert werden ⇨ Seiler.
Ein liederlicher Strick sein: ein Mensch, der wenig taugt, ⇨ Galgenstrick.
Der Strick in neueren Redensarten kann zur Umschreibung des Selbstmordes dienen: Es bleibt ihm nur der Strick übrig: es gibt keinen Ausweg mehr für ihn. Ist jemand sehr verzweifelt oder enttäuscht, wird er zuweilen gefragt: Du wirst doch deshalb nicht gleich den Strick nehmen (zum Strick greifen)?, um damit zu sagen, daß es ja so schlimm eigentlich nicht sei, um einen Selbstmord zu begründen, daß es nicht allzu tragisch genommen werden sollte.
Den Strick dem Kessel nachwerfen: alles aufgeben. Vergleiche niederländisch ›Hij werpt de koord naar den ketel, het moet al op‹.
Den Strick an das Seil binden: in einer Sache zuviel tun.
Einen Strick aus Sand drehen: Dinge tun, die zu nichts führen, ⇨ Seil.
Einen am Strick haben: ihn auf seiner Seite haben, so daß er tun muß, was man von ihm verlangt; vgl. französisch ›tirer sur la corde‹, im Sinne von: einen Vorteil mißbrauchen. Einem den Strick über die Hörner werfen ⇨ Seil.
Die Feststellung Er hat schon an allen Stricken gezogen und keinen zerrissen meint: er hat schon sehr vieles begonnen und noch nie Erfolg gehabt.
Wenn alle Stricke reißen: im Notfall, wenn alles fehlschlagen sollte, ⇨ Strang.
Sich verstricken: sich selbst fangen, seine Fesseln nicht mehr abstreifen können, ›Ins Netz gehen‹, ⇨ Netz; auch: in immer größere Widersprüche oder Lügen hineingeraten. Als ›Selbstgestrickt‹ wird alles bezeichnet, was in Hand- oder Heimarbeit entstanden ist, auch wenn es sich nicht um Gestricktes im wörtlichen Sinne handelt; ähnlich die Begriffe ›Eigenbau‹ oder englisch ›home made‹.
• I. SCHEFTELOWITZ: Das Schlingen- und Netzmotiv im Glauben und Brauch der Völker (= Religionswissenschaftliche Versuche und Vorarbeiten XII, 2) (Gießen 1912); J. BOLTE: Begnadigung zum Stricktragen ..., in: Zeitschrift für Volkskunde 27 (1917), S. 235-236; A. HABERLANDT: Artikel ›Strick‹, in Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens VIII, Spalte 543-544.}
Wenn alle Stricke reißen. Karikatur von Haitzin-
ger, vom 9.VII.84. Aus: Badische Zeitung., Nr. 158. vom 11. Juli 1984.
Sich verstricken. Holzschnitt von Hans Weiditz aus: Cicero, officia, Augsburg, Steyner 1535.
Mit Jungfer Strick kopuliert werden ⇨ Seiler.
Ein liederlicher Strick sein: ein Mensch, der wenig taugt, ⇨ Galgenstrick.
Der Strick in neueren Redensarten kann zur Umschreibung des Selbstmordes dienen: Es bleibt ihm nur der Strick übrig: es gibt keinen Ausweg mehr für ihn. Ist jemand sehr verzweifelt oder enttäuscht, wird er zuweilen gefragt: Du wirst doch deshalb nicht gleich den Strick nehmen (zum Strick greifen)?, um damit zu sagen, daß es ja so schlimm eigentlich nicht sei, um einen Selbstmord zu begründen, daß es nicht allzu tragisch genommen werden sollte.
Den Strick dem Kessel nachwerfen: alles aufgeben. Vergleiche niederländisch ›Hij werpt de koord naar den ketel, het moet al op‹.
Den Strick an das Seil binden: in einer Sache zuviel tun.
Einen Strick aus Sand drehen: Dinge tun, die zu nichts führen, ⇨ Seil.
Einen am Strick haben: ihn auf seiner Seite haben, so daß er tun muß, was man von ihm verlangt; vgl. französisch ›tirer sur la corde‹, im Sinne von: einen Vorteil mißbrauchen. Einem den Strick über die Hörner werfen ⇨ Seil.
Die Feststellung Er hat schon an allen Stricken gezogen und keinen zerrissen meint: er hat schon sehr vieles begonnen und noch nie Erfolg gehabt.
Wenn alle Stricke reißen: im Notfall, wenn alles fehlschlagen sollte, ⇨ Strang.
Sich verstricken: sich selbst fangen, seine Fesseln nicht mehr abstreifen können, ›Ins Netz gehen‹, ⇨ Netz; auch: in immer größere Widersprüche oder Lügen hineingeraten. Als ›Selbstgestrickt‹ wird alles bezeichnet, was in Hand- oder Heimarbeit entstanden ist, auch wenn es sich nicht um Gestricktes im wörtlichen Sinne handelt; ähnlich die Begriffe ›Eigenbau‹ oder englisch ›home made‹.
• I. SCHEFTELOWITZ: Das Schlingen- und Netzmotiv im Glauben und Brauch der Völker (= Religionswissenschaftliche Versuche und Vorarbeiten XII, 2) (Gießen 1912); J. BOLTE: Begnadigung zum Stricktragen ..., in: Zeitschrift für Volkskunde 27 (1917), S. 235-236; A. HABERLANDT: Artikel ›Strick‹, in Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens VIII, Spalte 543-544.}
Wenn alle Stricke reißen. Karikatur von Haitzin-
ger, vom 9.VII.84. Aus: Badische Zeitung., Nr. 158. vom 11. Juli 1984.
Sich verstricken. Holzschnitt von Hans Weiditz aus: Cicero, officia, Augsburg, Steyner 1535.