Redensarten Lexikon
Stoßgebet
Ein Stoßgebet tun (sagen, sprechen, murmeln, loslassen), auch: Ein Stoßgebet zum Himmel schicken: ein kurzes, in Angst und Erregung hervorgestoßenes Gebet sprechen, in höchster Not und Gefahr, im letzten Augenblick vor dem Tode zu Gott flehen, mit großer Inbrunst beten. Die frühesten Belege für ›Stoßgebet‹ finden sich bei Luther und Fischart, oft auch in der Diminutivform. Das Stoßgebet war in den Kreisen der religiös Erweckten als kurze Erhebung zu Gott besonders beliebt und wurde bei den ›Stillen im Lande‹ fast zu einem Schlagwort. In einem Lied aus dem ›Gesangbuch der Brüdergemeinde‹ (9) von 1765 heißt es:
   Eh die Lippen kalt sein,
   Soll uns kein Stoßgebet
   Zu simpel und zu alt sein,
   Das zu Christi Blut
   Eine Wallfahrt thut.

Nur noch (kaum noch) Zeit für ein Stoßgebet haben (finden): ein sehr plötzliches Ende erwarten, seinen Tod vor Augen sehen.

• J. GRIMM: Über das Gebet, in: Kleinere Schriften, Bd. II (Berlin 1865), S. 439-462; F. HEILER: Das Gebet (München 1919, Neudruck 1969); Artikel ›Gebet‹, in: Religion in Geschichte und Gegenwart. II, Spalte 1209ff.; R.W. BREDNICH: Artikel ›Gebet‹ in: Enzyklopädie des Märchens V, Spalte 792-800.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Stoßgebet