Redensarten Lexikon
Stör
Auf der Stör arbeiten, auch: Auf (den, die) Stör gehen: in einem fremden Hause auf dem Lande für Kost und Tagelohn arbeiten und sein Handwerkszeug dazu mitnehmen. Die Wendungen stammen aus der Handwerkersprache und werden in herabsetzendem, verächtlichem Sinne auf Meister und Gesellen angewandt, die die Aufträge ihrer Kunden nicht in der Werkstatt ausführen, sondern im Lande umherziehen und überall nachfragen, ob es für sie etwas herzustellen oder zu reparieren gibt. Diese Art, als Wanderarbeiter seinen Unterhalt zu verdienen, sahen die Zünfte nicht gern, da die ansässigen Handwerker dadurch benachteiligt werden konnten. In einigen Berufen wurde viel auf die Stör gegangen, vor allem Schneider, Schuster, Sattler, aber auch Böttcher und Weber nahmen auswärtige Arbeit an.    Die Etymologie von Stör ist schwierig. Das Substantiv gehört vermutlich zu den mundartlichen Verbformen ›stôren‹ (bairisch) = im Lande herumfahren (vagari) (vgl. auch ›störzen‹ = nicht an einer Stelle bleiben) und ›sturen‹ oder ›stüren‹ (niederdeutsch) = von zu Hause fortschicken. Die konkrete Bedeutung von Stör ist ein Strauß, den man zu bestehen hat, die Mühsal. Schmeller verweist dazu im ›Bayrisches Wörterbuch‹ auf›storie‹, ›storje‹ = Kriegsschar, Gedränge, Gefecht. Die ursprüngliche Bedeutung der Redensart wäre demnach: in den Streit hinausziehen. Sie ist später verblaßt zu: hinausziehen, so daß die Wendung heute den Gegensatz von daheimbleiben umschreibt.

• O. RÜDIGER: Stör, in: Niederdeutsches Korrespondenzblatt, 10 (1885), S. 45; L. RÖHRICH und G. MEINEL: Redensarten aus dem Bereich von Handwerk und Gewerbe, in: Alemannisches Jahrbuch (Bühl/Baden 1973).
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