Redensarten Lexikon
stinken
Es stinkt, auch: Hier stinkt es: etwas ist nicht in Ordnung, eine Sache erscheint verdächtig, eine Beteiligung oder Unterstützung wäre bedenklich, weil das Unternehmen entweder nicht genügend gesichert, rechtswidrig oder sogar eine verräterische Falle sein könnte, auch: es besteht Verdacht auf ein verborgenes Unrecht oder auf ein geplantes Verbrechen. Vergleiche die Redensart ›Hier ist etwas faul‹, ⇨ faul. Ursprünglich bezog sich die Wendung nur auf verdorbene Lebensmittel, die bereits in Zersetzung oder Verwesung übergegangen waren. Von dem dabei entstandenen unangenehmen Geruch, der zuerst wahrgenommen wurde, schloß man auf den inneren Zustand der Speisen. In übertragener Bedeutung ist gemeint, daß schon erste Anzeichen genügen, um einen Verdacht auf Unordnung, Unsitte, Verfall und Verbrechen aufkommen zu lassen. Goethe machte die Redensart, die aus der Umgangssprache stammt, durch seine Verwendung im ›Faust‹ literaturfähig. In der Szene ›Am Brunnen‹ läßt er Lieschen verächtlich von einer Freundin sagen:
Es stinkt!
Sie füttert zwei, wenn sie nun ißt und trinkt.
Da stinkts bei ihm: in diesem Gebiet (Wissenschaft)
geht es nicht vorwärts bei ihm, seine Kenntnisse fehlen.
Hier stinkt es: hier hat sich jemand selbst gelobt. Die moderne Wendung, die besonders bei Schülern und Studenten zur Abweisung und Verspottung von Prahlereien beliebt ist, beruht auf dem Sprichwort ›Eigenlob stinkt‹. In der Soldatensprache des 1. Weltkriegs hat dieses Sprichwort noch eine Nebenform erhalten: ›Eechenlob (Eichenlaub) stinkt!‹ Sie bezog sich auf den aus Blättern selbstgemachten, stinkenden Tabak.
Etwas stinkt zum Himmel: es ist ein offensichtliches Unrecht, es ist unerhört.
Es stinkt in der Fechtschule: etwas ist nicht in Ordnung, es kommt zu einer unangenehmen Auseinandersetzung, es gibt Streit und Ärger. Vergleiche auch die Redensart ›Es spukt in der Fechtschule‹ (⇨ spuken) und die Wendung ›Hier ist dicke Luft‹, ⇨ Luft.
Es stinkt mir in die Nase: es ist mir äußerst unangenehm und widerwärtig, ich tue etwas nur höchst ungern. Häufig hört man heute nur die Kurzform der Redensart: Mir stinkt es! in der Bedeutung: ich habe endgültig genug, ich habe es satt. Vergleiche auch die Wendung ›Die Nase von etwas voll haben‹, ⇨ Nase. ›Den Dreck rütteln, daß er stinkt‹, eine in Vergessenheit geratene Angelegenheit wieder aufrühren, Unangenehmes durch seine Einmischung noch ärger machen.
Th. Murner hat die Wendung »den dreck rutlen, das er stinckt« in seiner ›Schelmenzunft‹ literarisch verwendet.
Nach Geld stinken: geradezu unanständig reich sein, durch großen Aufwand und sein besonderes Auftreten auf seinen Reichtum hinweisen. Die Redensart wird heute meist im negativen Sinne mißbilligend gebraucht, wenn jemand bloß seines Geldes willen zur großen Gesellschaft gezählt wird, ohne genügend Bildung und vornehme Zurückhaltung zu besitzen. Luther gebrauchte diese Wendung bereits in seinen ›Tischreden‹ (339a) »Das stincket nach Gelde«, jedoch in etwas anderer Bedeutung als heute. Er wollte damit ausdrücken, daß bei einer Sache ein Profit zu erwarten ist, daß es bei etwas nur auf das Geld abgesehen ist. Vielleicht besteht hier ein Zusammenhang mit der Feststellung Geld stinkt nicht, die eigentlich das Gegenteil besagen will und auf einem Ausspruch von Kaiser Titus Flavius Vespasianus beruht, der damit seinen Sohn belehren wollte, daß man es dem Geld nicht anmerken könne, auf welche Weise es verdient wurde (›pecunia non olet‹); vgl. französisch ›L'argent n'a point d'odeur‹.
›Stank für Dank‹, arger Undank; vgl. niederländisch ›Stank voor dank‹.
Vor Dummheit stinken: sehr dumm sein. Diese Wendung ist der bekannteren Redensart Vor Faulheit stinken nachgebildet.
Die zahlreichen redensartlichen Vergleiche dienen zur drastischen Steigerung: Etwas stinkt sechs Meilen gegen den Wind; Es stinkt wie ein Nest voll junger Füchs, Wie die Pest; mundartlich sagt man schwäbisch ›Des stinkt ärger ass's Bocks Loch‹ und schlesisch ›Das stinkt hier, als wenn sich der Teufel (die Hosen) zerrissen hätte‹.
Jemand stinkt wie ein Aas, wie ein Bock, wie faule Eier, wie der Teufel, wie eine Wanze, wie ein Wiedehopf, wie ein Ziegenbock. Die mundartlichen Vergleiche sind besonders anschaulich, zum Beispiel heißt es schwäbisch ›Dear stinkt wia a Kist voll kranke Affa‹, ›wia d'Pest voar Wien‹, ›wia sieba Juda vo Hürba‹.
Allgemein verbreitet sind auch die Wendungen Er stinkt, als wenn er beim Schinder in der Kost wäre (vgl. niederländisch ›Hij stinkt, of hij bij een' viiler in den kost is‹) und Er stinkt durch die Rippen. Eine Umschreibung für gestorben sein sind die derben Feststellungen: Er hat sich auf das Stinken gelegt oder Der stinkt schon lange nicht mehr, ⇨ zeitlich.
In Berlin gebraucht man gern die scherzhafte Umkehrung: ›Stinken Se mal, wie det riecht‹.
Im Badischen heißt es: ›Was stinkt, des düngt‹.
Hält man sich in einem Raum mit schlechter Luft auf und kann daran nichts ändern, so tröstet man sich mit dem Wort: ›Es sind schon viele erfroren, aber noch keiner erstunken‹.
Etwas ist erstunken und erlogen: eine Behauptung entspricht nicht der Wahrheit. Diese Zwillingsformel betont vor allem die Gemeinheit einer Lüge.
• A. CORBIN: Pesthauch und Blütenduft. Eine Geschichte des Geruchs (Berlin 1984).}
Den Dreck rütteln, daß er stinkt. Holzschnitt, Murner: Schelmenzunft, 1512.
Stank für Dank. Misericordiendarstellung aus Hoogstraeten, 16. Jahrhundert.
Es stinkt!
Sie füttert zwei, wenn sie nun ißt und trinkt.
Da stinkts bei ihm: in diesem Gebiet (Wissenschaft)
geht es nicht vorwärts bei ihm, seine Kenntnisse fehlen.
Hier stinkt es: hier hat sich jemand selbst gelobt. Die moderne Wendung, die besonders bei Schülern und Studenten zur Abweisung und Verspottung von Prahlereien beliebt ist, beruht auf dem Sprichwort ›Eigenlob stinkt‹. In der Soldatensprache des 1. Weltkriegs hat dieses Sprichwort noch eine Nebenform erhalten: ›Eechenlob (Eichenlaub) stinkt!‹ Sie bezog sich auf den aus Blättern selbstgemachten, stinkenden Tabak.
Etwas stinkt zum Himmel: es ist ein offensichtliches Unrecht, es ist unerhört.
Es stinkt in der Fechtschule: etwas ist nicht in Ordnung, es kommt zu einer unangenehmen Auseinandersetzung, es gibt Streit und Ärger. Vergleiche auch die Redensart ›Es spukt in der Fechtschule‹ (⇨ spuken) und die Wendung ›Hier ist dicke Luft‹, ⇨ Luft.
Es stinkt mir in die Nase: es ist mir äußerst unangenehm und widerwärtig, ich tue etwas nur höchst ungern. Häufig hört man heute nur die Kurzform der Redensart: Mir stinkt es! in der Bedeutung: ich habe endgültig genug, ich habe es satt. Vergleiche auch die Wendung ›Die Nase von etwas voll haben‹, ⇨ Nase. ›Den Dreck rütteln, daß er stinkt‹, eine in Vergessenheit geratene Angelegenheit wieder aufrühren, Unangenehmes durch seine Einmischung noch ärger machen.
Th. Murner hat die Wendung »den dreck rutlen, das er stinckt« in seiner ›Schelmenzunft‹ literarisch verwendet.
Nach Geld stinken: geradezu unanständig reich sein, durch großen Aufwand und sein besonderes Auftreten auf seinen Reichtum hinweisen. Die Redensart wird heute meist im negativen Sinne mißbilligend gebraucht, wenn jemand bloß seines Geldes willen zur großen Gesellschaft gezählt wird, ohne genügend Bildung und vornehme Zurückhaltung zu besitzen. Luther gebrauchte diese Wendung bereits in seinen ›Tischreden‹ (339a) »Das stincket nach Gelde«, jedoch in etwas anderer Bedeutung als heute. Er wollte damit ausdrücken, daß bei einer Sache ein Profit zu erwarten ist, daß es bei etwas nur auf das Geld abgesehen ist. Vielleicht besteht hier ein Zusammenhang mit der Feststellung Geld stinkt nicht, die eigentlich das Gegenteil besagen will und auf einem Ausspruch von Kaiser Titus Flavius Vespasianus beruht, der damit seinen Sohn belehren wollte, daß man es dem Geld nicht anmerken könne, auf welche Weise es verdient wurde (›pecunia non olet‹); vgl. französisch ›L'argent n'a point d'odeur‹.
›Stank für Dank‹, arger Undank; vgl. niederländisch ›Stank voor dank‹.
Vor Dummheit stinken: sehr dumm sein. Diese Wendung ist der bekannteren Redensart Vor Faulheit stinken nachgebildet.
Die zahlreichen redensartlichen Vergleiche dienen zur drastischen Steigerung: Etwas stinkt sechs Meilen gegen den Wind; Es stinkt wie ein Nest voll junger Füchs, Wie die Pest; mundartlich sagt man schwäbisch ›Des stinkt ärger ass's Bocks Loch‹ und schlesisch ›Das stinkt hier, als wenn sich der Teufel (die Hosen) zerrissen hätte‹.
Jemand stinkt wie ein Aas, wie ein Bock, wie faule Eier, wie der Teufel, wie eine Wanze, wie ein Wiedehopf, wie ein Ziegenbock. Die mundartlichen Vergleiche sind besonders anschaulich, zum Beispiel heißt es schwäbisch ›Dear stinkt wia a Kist voll kranke Affa‹, ›wia d'Pest voar Wien‹, ›wia sieba Juda vo Hürba‹.
Allgemein verbreitet sind auch die Wendungen Er stinkt, als wenn er beim Schinder in der Kost wäre (vgl. niederländisch ›Hij stinkt, of hij bij een' viiler in den kost is‹) und Er stinkt durch die Rippen. Eine Umschreibung für gestorben sein sind die derben Feststellungen: Er hat sich auf das Stinken gelegt oder Der stinkt schon lange nicht mehr, ⇨ zeitlich.
In Berlin gebraucht man gern die scherzhafte Umkehrung: ›Stinken Se mal, wie det riecht‹.
Im Badischen heißt es: ›Was stinkt, des düngt‹.
Hält man sich in einem Raum mit schlechter Luft auf und kann daran nichts ändern, so tröstet man sich mit dem Wort: ›Es sind schon viele erfroren, aber noch keiner erstunken‹.
Etwas ist erstunken und erlogen: eine Behauptung entspricht nicht der Wahrheit. Diese Zwillingsformel betont vor allem die Gemeinheit einer Lüge.
• A. CORBIN: Pesthauch und Blütenduft. Eine Geschichte des Geruchs (Berlin 1984).}
Den Dreck rütteln, daß er stinkt. Holzschnitt, Murner: Schelmenzunft, 1512.
Stank für Dank. Misericordiendarstellung aus Hoogstraeten, 16. Jahrhundert.