Redensarten Lexikon
steigen
Man soll nicht zu hoch steigen wollen: man soll keine hohe Stellung erstreben, wenn man dafür nicht geschaffen ist. Luther bemerkt in seinen ›Tischreden‹ (397a) dazu: »Wer nicht zu hoch steiget, der fellet nicht hart«.    Er steigt höher, als er Sprossen hat: er treibt mehr Aufwand, als es seine Verhältnisse gestatten.
   Er stieg so hoch, daß ihm die Erde wie ein Apfel erschien: er wurde hochmütig und sah verächtlich auf andere herab, er hat vergessen, wo er hergekommen ist.
   ›Hei öss gestêge, vom Dösch undere Dösch‹ sagt man in Ostpreußen, wenn jemand in schlechtere Verhältnisse geraten ist, wenn ein sozialer Abstieg erfolgte.
   Etwas steigt: es findet statt, es wird veranstaltet, zum Beispiel eine Rede oder ein Ausflug, ein Fest. Die Wendung war bereits im 16. Jahrhundert bekannt. Man sagte: ›Das Lied steigt‹ und meinte ursprünglich das Aufwärtssteigen der Töne damit.
   Hinter etwas steigen: etwas zu verstehen suchen, es ergründen. Die Redensart ist seit 1900 in ganz Deutschland und Österreich verbreitet.
   Hinter jemanden steigen (jemandem nachsteigen): an einem Mädchen Interesse haben, jemandem folgen. Schreiten oder sich begeben waren ursprüngliche Bedeutungen von steigen, daher auch: ins Examen (in eine Prufung) steigen, was als Redensart studentensprachlich bereits im 18. Jahrhundert bekannt war.
   Jemandem aufs Dach steigen Dach.
   Jemanden steigen lassen: ihn erregen, sein Blut in Wallung bringen. Die Wendung stammt aus Oberoesterreich. Sie meint, daß jemand zum Narren gehalten wird, aber von dieser Absicht nichts merkt, was die Freude derjenigen erhöht, die ihn heimlich ›aufziehen‹, vgl. französisch ›faire monter quelqu'un‹.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: steigen