Redensarten Lexikon
Standpunkt
Der Ausdruck Standpunkt findet sich nicht vor 1778; Vorbild für diese Bildung ist der ›Gesichtspunkt‹, der wiederum als Lehnübersetzung des lateinischen ›punctum visus‹ seit 1525 gebraucht wurde; vgl. französisch ›le point de vue‹.    Kant, Lavater und Schiller gehören zu den ersten, die den Ausdruck verwenden, jedoch nur in der konkreten Vorstellung von Einen Standpunkt fassen als ›den rechten Punkt ins Auge fassen, von dem aus man die ganze Sache übersieht‹. Die konkrete Vorstellung ändert sich um 1838, als in Hegels Schule der Begriff vom Überwundenen Standpunkt aufkommt. Hieran schließt sich auch die Redensart an: Einem den Standpunkt klarmachen: einem die Grenzen seiner Befugnis oder das Verkehrte in seinem Benehmen, Denken oder Handeln zeigen; zuerst greifbar ist diese Redensart bei Theodor Fontane 1857, schwäbisch auch als ›de Standpunkt beleuchte‹ gebräuchlich.
   Der Standpunkt als geistige Haltung wird auch deutlich in der Redensart vom Ohne-mich-Standpunkt als Ausdruck der Ablehnung; verbreitet seit 1945 als Äußerung von Leuten, die sich der politischen Betätigung und der politischen Mitverantwortung versagten. Ursprünglich war ›ohne mich‹ die Parole der zum Pazifismus neigenden Frontsoldaten-Generation. Heute ist diese Redensart verallgemeinert und bezeichnet allgemein ein Zurückweisen jeglicher Mitverantwortung; vgl. auch die Bezeichnung ›Herr Ohnemichel‹.
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