Redensarten Lexikon
Spott
Den Spott zum Schaden haben: bei einem (selbstverschuldeten) Mißgeschick kein Bedauern finden, sondern Schadenfreude und Verhöhnung zu erwarten haben. Die Redensart könnte als Verkürzung aus dem weitverbreiteten Sprichwort ›Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen‹ entstanden sein. Die Wendung ist in ähnlicher Form im 15. und 16. Jahrhundert oft bezeugt. Im ›Eulenspiegel‹ (LXXIIII/10307 und LXIX/9799) heißt es zum Beispiel: »Nun habt den Spott auch zu dem schaden«, ähnlich bei Bebel (235); Sebastian Franck (I, 111); in Johann Fischarts ›Ehezuchtbüchlein‹ (262/11); Egenolf 80a und in Paulis ›Schimpff und Ernst‹ (Stöber, S. 94/56). Die Wendung »Vnd spotten seinen zu dem schad« wird im ›Eulenspiegel‹ (LVIII/7847 und XXXI/4248) gebraucht. In Jörg Wickrams ›Rollwagenbüchlein‹ (XLII) und in Paulis ›Schimpff und Ernst‹ (Va) begegnet die Redensart in der bis heute üblichen Form: »den Spott zum schaden han«. Vergleiche lateinisch ›Damnum sequitur ludibrium‹. Etwas abweichend heißt es im ›Rollwagenbüchlein‹ (XXI) auch: »Den Spott zu den streichen han«.    Zum Spott werden in die allgemeine Verachtung der Leute geraten. Die Redensart entstand aus der Wendung ›Zum Spott der Leute werden‹, die auf der Textstelle in Ps 22, 7 beruht: »Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch, ein Spott der Leute und Verachtung des Volks«. Auch: ›Der Kinderlein Gespött werden‹. Vergleiche französisch ›devenir la risée de tout le monde‹.
   Etwas um einen Spott geben (kaufen): etwas für einen äußerst niedrigen Preis verhandeln, auch: Für ein Spottgeld oder spottbillig kaufen.

• D.J. WARD: Spottlieder, in: Handbuch des deutschen Volksliedes 1 (1973), S. 691-735; R. AMAN (Hrsg.): Maledicta. The International Journal of Verbal Aggression 1ff. (1977ff.).
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